Da sitze ich nun auf meiner Terrasse, noch voll geflasht von den Ereignissen der letzten Woche und verzweifelt auf der Suche, die passenden Worte zu finden, die diese Geschehnisse auch angemessen beschreiben können. Ihr seht, auch mich erwischt die kreative Blockade einmal. Ich versuche, einfach wieder etwas in die Tastatur zu hauen und am Ende gibt es entweder den Daumen nach oben oder zwei Daumen nach oben. Ich hatte euch ja eine epische Schlacht versprochen, doch das es so ausartet, hätte ich mir in meiner blühendsten Fantasie nicht ausmalen können. Von mir aus hätte es auch etwas entspannter laufen können, bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Jetzt erwarte ich von euch so Kommentare wie „Du doch nicht“ ?
Oh ich merke, ich schweife schon wieder ab. Also fangen wir an. Es war einmal…
So fangen ja bekanntlich die meisten Märchen an. Doch ein Märchen will ich euch heute nicht auftischen, nennen wir es lieber eine Geschichte, in der die Macht des Willens den eigenen Körper besiegt und das gleich zweimal. Dazu springe ich mal wieder in der Zeit zurück und lande im Mai 2024 in Schmiedefeld auf dem Sportplatz. Der Rennsteiglauf ist im vollen Gange und Familie Sperlich wartet im Ziel auf den Erstgeborenen, der hier seinen ersten Marathon absolviert. Und nach nicht einmal 4 Stunden biegt er doch tatsächlich auf die Zielgerade ein und hält voller Euphorie eine Botschaft in den Himmel von Schmiedefeld. In schwarzer Schrift auf weißem Grund war deutlich zu lesen:
„1. Marathon 2024 – Vater-Sohn-Ultramarathon 2025?“
Wumms, das saß oder soll ich lieber sagen „Doppel Wumms“? Das lassen wir mal lieber. Wer mir so den kleinen Finger entgegen streckt, der muss wissen, dass ich da alles nehme, was ich kriegen kann.
Nach etwas überlegen, was da so als Ultra alles in Frage kommen würde, war für mich schnell klar, dass der Zugspitz Ultratrail die beste Option war. Zum einen reicht das Streckenangebot im Ultrabereich von 44 KM, 68 KM, 86 KM und der kompletten Runde mit 106 KM, zum anderen ist alles gut laufbar. Wie sollte es auch anders sein, hatte sich mein Sohn für die 106 KM-Runde entschieden. Just an dieser Stelle hatte ich vor 11 Jahren auch meinen ersten 100 Kilometer-Lauf absolviert. Ihr merkt es wird schon wieder emotional. Und was war mein Beitrag zu dieser Sache? Dieses Jahr wurde das erste Mal ein 100 Meilen Rennen rund um die Zugspitze angeboten und da Premieren immer was ganz Besonderes sind, war klar, dass ich diese 164 KM mit Sagenhaften 8302 Höhenmetern laufen werde. Einen Plan hatte ich natürlich auch. Der war der Folgende: Meine Startzeit war am Donnerstag, den 12.06. um 20:00 Uhr und wenn ich 26 Stunden brauchen würde, könnte ich meinen Sohn den Staffelstab übergeben, denn seine Startzeit war am Freitag, den 13.06. um 22:00 Uhr. Was Herr Superschlau natürlich nicht mit bedacht hatte, war, dass es an diesem Wochenende in Garmisch Temperaturen von mehr als 30 Grad geben würde. So sollte die ganze Sache doch eher zum Überlebenskampf werden oder die Macht des Willens sollte diesem epischen Rennen seinen Stempel aufdrücken.
Da stand ich nun auf dem Richard-Strauß-Platz zu Garmisch und wurde mit einer innigen Umarmung von meinen Liebsten in die Schlacht geschickt. Neben mir waren knapp 300 weitere Wagemutige, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatten und wie bei mir, war die Anspannung bis in jede kleinste Faser der durchtrainierten Körper zu sehen. In der letzten Minute vor dem Start ertönte noch „Highway to Hell“ von AC/DC und dann ging es auch schon los und auf den ersten 500 Metern hatte ich Jensehaut vom Feinsten. Menschenmassen säumten den Ortskern, bildeten Zweier-Reihen, Bengalos brannten und die Ritter wurden lautstark in die Schlacht geschickt.
Die ersten 6 Kilometer waren noch flach und alles auf Asphalt, so konnte ich schon mal zügig vorankommen. Selbst die geschlossenen Schranken, nach einem Kilometer stellten kein Hindernis dar, wenn die Schlacht ruft.
Nach 6 Kilometern hatte mich der Trail und er sollte mich für die nächsten Stunden nicht so schnell wieder ausspucken. Es ging für 2 Kilometer 300 HM den Berg hinauf Richtung Eibsee. Das war der erste Belastungstest für Mensch und Material sozusagen. Was den Menschen betrifft: Nach einem kurzen Systemcheck waren alle Lampen auf grün. Die Beine fühlten sich gut an und das Schwitzen hielt sich noch in Grenzen. Was das Material betrifft, waren ebenfalls alle Lampen auf grün. Die Schuhe, der Rucksack und auch die Stöcke… alles so wie es sein sollte. Nachdem die ersten Höhenmeter spielerisch genommen wurden, musste ich aufpassen, dass ich nicht dem Übermut zum Opfer falle. Und da haben wir auch schon die Überleitung. Als es wieder flacher wurde, hielt ich meine Stöcke noch in der Hand und eine unerklärliche Macht streckte mich das erste Mal nieder. Im letzten Akt der Verzweiflung versuchte ich mit meinen Händen den Sturz zu verhindern, doch damit hielt ich meine Stöcke fest. Letzten Endes kam es zum Supergau für mich: Ich lag am Boden und beide Carbonstöcke waren zerbrochen und das nach gerade mal 9 Kilometern. Jetzt begann das große Kopfzerbrechen, wie es weiter gehen soll. Es musste schnell ein Plan her und das war nicht ganz so einfach, denn ich konnte schlecht abschätzen, wann ich ungefähr wo sein werde. Schließlich griff ich zum Telefon, um meine Familie anzurufen. Der Plan sah wie folgt aus: Sie sollten in der Früh mir ein paar neue Stöcke kaufen und diese dann zum Verpflegungspunkt nach Mittenwald bringen. Das bedeutete aber für mich, die nächsten 110 Kilometer und 6000 Höhenmeter ohne Stöcke zu laufen. Mein Sohn machte mir noch den Vorschlag seine Stöcke zum VP Eibsee zu bringen, das hätte aber für mich bedeutet, mindestens 15 Minuten zu warten und ich hätte auch nicht garantieren können, dass er sie zu seinem Start auch wieder hat. So einigten wir uns auf meine Variante und ich entsorgte die Bruchstücke am VP Eibsee, den ich nach 1:06 Stunden erreichte.
Danach hieß es, so langsam Licht an und möge die Nacht mit dir sein.
Zumindest war sie das am Anfang. So erreichte ich relativ locker den 3. VP an der Pestkapelle. Meine Uhr zeigte exakt 0:00 Uhr an, als ich diesen nach 27 Kilometern erreichte. Nach einer kurzen Stärkung wartete der Anstieg zum höchsten Punkt der Strecke, der 2190 Meter hohe Wanningsattel, auf mich. Auf diesen Weg wurde ich das erste Mal gefragt, warum ich denn ohne Stöcke laufe. Ja, warum wohl, weil ich zu dämlich war, geradeaus zu laufen. Im weiteren Verlauf des Rennens habe ich nicht mehr mitgezählt, wie oft mir diese Frage gestellt wurde.
Nach 41 Kilometern und 6:17 Stunden auf den Beinen erreichte ich die Hämmermoosalm.
Hier wollte ich mir mal was Herzhaftes gönnen und entschied mich für den Nudelsalat. Da kann man nicht viel verkehrt machen, dachte ich mich so. Doch weit gefehlt, denn Nudelsalat muss nicht immer gleich Nudelsalat sein. In diesem war mehr Gemüse als Nudeln und ohne Vorwarnung biss ich auf etwas, was bis dato meinem Gaumen fremd war und schlagartig erblickte mein Mageninhalt das Licht der Welt.
Nachdem ich mich wieder hübsch gemacht hatte, ging es wieder auf den Trail und dieser war jetzt richtig einfach zu laufen. Doch dieses Hoch hatte ein kurzes Ablaufdatum. Es folgte ein extrem schwerer Anstieg. Auf 8 Kilometern ging es 900 Meter hinauf und ich hatte meinen absoluten Tiefpunkt. Ich lag bis hierhin schon unzählige Male auf der Fresse und dann noch dieser Anstieg ohne Stöcke… Ich konnte und wollte nicht mehr. Ich befasste mich ernsthaft damit, der Sache ein Ende zu setzen, und wollte aufhören. Aber ich musste erstmal wieder hinunter in die Zivilisation und dieser Abstieg tat genau so weh wie hinauf, denn schon wieder lag ich. Wenigstens hatte der Tag die Nacht besiegt, doch vom grandiosen Sonnenaufgang bekam ich leider nichts mit, denn den hatte ich im Rücken. So konnte ich mich wenigstens am Farbenspiel erfreuen und mein Highlight des Laufes lag direkt vor mir. Eine schier endlos wirkende Waldautobahn lag direkt vor mir. Rechts und links Kiefern und Zirben, alles schön eingezäunt, es roch nach Sommer und fühlte sich auch so an und ich war ganz allein unterwegs. Und wenn ich nicht genau wüsste, wo ich war, fühlte es sich nach den endlosen Weiten Amerikas an und zack war sie wieder da, die Jensehaut. Da nach jedem Tief meistens auch wieder ein Hoch kommt, hatte ich die Sache mit der Aufgabe erst einmal verschoben. Nach 78 Kilometern, 4800 Höhenmetern und einer Laufzeit von 13:20 Stunden hieß es für mich erstmal einchecken im Domero Hotel zu Biberwier. Nein, natürlich habe ich mich dort nicht auf die faule Haut gelegt. Hier war ein weiterer Verpflegungspunkt eingerichtet mit den erlesensten Speisen eines 4 Sterne Hotels würdig. Wie das meistens so ist, wenn die Auswahl zu groß ist, hat man die Qual der Wahl. Hier hatte ich auch einen Drop Bag + Helm deponiert, denn auf den nächsten Abschnitt war Helmpflicht angesagt. Zwar bestand die Helmpflicht nur für eine 2 Kilometer lange Passage, den sogenannten Immelsteig, doch wohin mit dem Helm auf den restlichen 9 Kilometern? Also Helm auf den Kopf und los geht`s und das bei inzwischen 30 Grad. Die Touristen müssen sich auch ihren Teil gedacht haben, als sie Läufer mit Helm sahen. Naja Safety first, man kann ja in Deutschland nie wissen…
Aber kommen wir zurück zum Immelsteig, denn der hatte es in sich. Klettern mit seilgesicherten Abschnitten stand nach 86 Kilometern auf dem Programm. Nur damit ihr mal ein kleines Gefühl für diese Schweinerei bekommt: Für einen Kilometer mit 230 Höhenmetern habe ich satte 25 Minuten gebraucht. So, nun genug gejammert und weiter im Text. Schließlich konnte ich mich am nächsten VP vom Helm befreien und nahm schon den nächsten großen Meilenstein ins Visier und der hieß wieder Hämmermoosalm, aber dieses Mal bei
Kilometer 99.
Bis dahin lag ich mit 17:06 Stunden noch einigermaßen im Plan, aber es war Mittagszeit und der Sommer zeigte, was er so draufhatte. Es wurde gefühlt immer heißer und im Hochgebirge ist meistens von Schatten keine Spur zu sehen. Dazu kam noch, dass man sich von innen nicht runter kühlen konnte, da an den Verpflegungspunkten die Getränke schon seit Stunden bereitstanden. So füllte ich erstmal meine Flaschen mit warmem Wasser auf, um sie am nächsten Gebirgsbach gegen kaltes Wasser auszutauschen. Ich musste jetzt nur noch über das 2048 Meter hohe Scharnitzjoch, danach ging es nur bergab und ab den Hubertushof folgte die 9 Kilometer lange flache Passage bis Mittenwald. Ihr erinnert euch, in Mittenwald, da war doch was. Richtig, dort sollte meine Frau stehen und neue Stöcke zur Hand haben. Auf diesen flachen 9 Kilometern wollte ich es nochmal krachen lassen, doch in der prallen Mittagssonne hatte mein Körper schon auf Überlebensmodus gestellt und ich kam nicht über einen 6:30er Schnitt hinaus. Zu allem Überfluss musste dieser Abschnitt die Lieblingsstrecke der E-Biker gewesen sein und es lag eine ordentliche Staubwolke in der Luft. Demensprechend knirschte es permanent zwischen den Zähnen.
Dann war es endlich so weit, nach 120 Kilometern, 6350 Höhenmetern und einer Laufzeit von 21:30 Stunden erreichte ich Mittenwald und ich konnte sie schon von weitem sehen. Engelsgleich und mit zwei Stöcken in der Hand, stand sie lächelnd am Wegesrand. Ohhh, da ist mir doch tatsächlich ein kleiner Reim eingefallen ? Glaubt mir, ich habe mich noch nie so auf eine Frau mit zwei Stöcken in der Hand gefreut, wie an diesem Freitag, den 13. Natürlich war meine Frau allein. Mein Sohn ruhte noch etwas, da er sich schon im Pre-Race Modus befand.
Geiles Wort, da habe ich lange dran gefeilt.
Hier nahm ich mir etwas mehr Zeit und meine Frau versorgte mich mit jeder Menge Infos. Unter anderem berichtete sie mir, dass die Leute vor mir reihenweise ausfallen. Das kam jetzt für mich natürlich nicht mehr in Frage. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon 120 KM in den Beinen und vor mir lag etwas mehr als ein lächerlicher Marathon mit 2000 Höhenmetern. Eines stand fest: Egal wie lange es noch dauerte, ich bringe es sauber zu Ende. Der nächste Abschnitt war eigentlich auch einfach, wenn man noch fit ist. Bei mir sah es nicht mehr ganz so frisch aus und so schleppte ich mich zum Ferchensee. Dieser glänzte malerisch in der Abendsonne und ich nutzte die Gelegenheit, um mich etwas frisch zu machen, bevor ich in Schloss Elmau einritt. Nach Elmau wurde es noch einmal richtig giftig. 14 Kilometer mit 610 Höhenmetern hören sich nicht sonderlich brutal an, aber diese hatten es echt in sich. Trotz meiner Stöcke bin ich kaum vorwärtsgekommen. Es war ein ständiges auf und ab und ich habe für diese 14 Kilometer sagenhafte 3 Stunden gebraucht.
Am VP 8, nach 143 KM, angekommen hieß es für mich Rüstung putzen und Krone richten. Vor mir lag der Endgegner. Der letzte Anstieg und was für einer. Auf einer Streckenlänge von 7 Kilometern ging es 1100 Höhenmeter hinauf zum Osterfelder auf 2025 Meter. Und das Beste, der Knochenbrecher kam gleich am Anfang. Die ersten 2,5 Kilometer waren schon mit 500 HM garniert. Hier folgte ich zwei Leidensgenossen im Lichte meiner Stirnlampe und wie das so ist, mit dem Herdentrieb, wenn der erste falsch läuft, trotten die Kälber hinterher. Ich bemerkte es zum Glück noch rechtzeitig und machte die Jungs vor mir drauf aufmerksam.
Dann ging es einmal quer durchs Dickicht und nach einer kurzen Findungsphase waren wir wieder auf dem richtigen Weg. Da waren die Jungs vor mir natürlich Kumpel wie Sau und äußerten kein Wort des Dankes. Im Gegenteil: Sie zogen auf und davon. Als die Dunkelheit mich wieder ganz für sich hatte, bedankte ich mich wenigstens, mit ausgesteckten M….finger. Als die ersten 500 Meter geschafft waren, wurde die Jahre zuvor immer ordentlich angefeuert, dieses Jahr jedoch gespenstische Stille. Ich fragte die 4 Jungs warum es dieses Mal so still sei und die Antwort war: „Wegen dem Naturschutz und den Tieren durfte man in der Nacht keinen Krach machen.“ Na gut, das lassen wir einfach mal so im Raum stehen, aber Tiere??? Die einzigen Tiere, die ich gesehen habe, hatten zwei Beine, Stöcke in der Hand und eine Lampe auf dem Kopf. Ich glaube so gegen 1:00 Uhr erreichte ich endlich den Gipfel. Doch anstatt mich auf den Downhill zu konzentrieren, waren meine Gedanken bei meinem Sohn. Der hatte jetzt schon 3 Stunden weg und ich konnte nur erahnen, wie es ihm wohl gerade ergeht. Nach 30 Stunden erreichte ich schließlich den letzten Verpflegungspunkt. Ab hier waren es nur noch 8 Kilometer bis ins Ziel und alles bergab. Wenn man jetzt noch Reserven hatte, konnte man so richtig einen raushauen. Ich jedoch lief schon lange auf Reserve und so waren auf diesen letzten Kilometern nur noch Zeiten zwischen 7 und 9 Minuten pro Kilometer drin. Also irgendetwas zwischen Laufen und Gehen, aber das war mir sowas von egal. Als ich schließlich Garmisch erreichte, versuchte ich die Geräuschkulisse vom Ziel wahrzunehmen, doch vergeblich. Ich glaube es war mein leisester Zieleinlauf ever. Die lange Zielgerade vor mir und natürlich kann man nachts 3:00 Uhr nicht mit Cheerleadern rechnen, also noch eine Linkskurve und nach genau 31 Stunden, 1 Minute und 11 Sekunden war ich fertig. In den Ergebnislisten wird man mich auf den 24. Gesamtrang finden und den 4. Platz in der AK. Das mit dem Staffelstab an meinem Sohn hatte ich zwar deutlich verfehlt, aber am Ende war ich froh es überhaupt geschafft zu haben, was 41% der gestarteten Teilnehmer nicht sagen können.
Dass man nach 31 Stunden schon etwas müde ist, kann wohl jeder verstehen. Doch als ich im Ziel so an mir herunterblickte und meine sogenannte Finisher Medaille sah, hatte ich schlagartig wieder Puls und war auf Betriebstemperatur. Um meinen Hals baumelte reinstes
PVC in seiner edelsten Form. Das Teil sah aus wie ein Besucherausweis vom Hauptsponsor und war für ein 100 Meilen Rennen und für den Veranstalter total unwürdig. So das musste jetzt raus.
Aber wir sind hier noch lange nicht fertig, mein Sohn kämpfte ja noch seinen eigenen Kampf. Ich jedenfalls lag gegen 4:00 Uhr im Bett und wie das bei mir immer so ist, nach so einem Wettkampf, war nach 3 Stunden die Nacht zu Ende und 8:00 Uhr klingelte plötzlich das Telefon.
Mein Sohn meldete sich tatsächlich schon vom Hubertushof, Kilometer 53 und schon 3200 Höhenmeter weg und das in knapp 10 Stunden.
Ich war mehr als begeistert, aber gleichzeitig stieg auch das Stresslevel im Hause Sperlich. Mein Sohn hatte jetzt diese flachen 9 Kilometer bis Mittenwald vor sich und meine Frau und ich ein schnelles Frühstück und diese 24 Minuten Autofahrt bis Mittenwald. Schließlich hatten wir es gerade so geschafft und konnten den Teufelskerl in Mittenwald empfangen. Er sah zwar schon leicht gezeichnet aus, aber es bestand kein Zweifel, dass er das Ding nach Hause bringt. Es gab noch ein paar Klugscheißer Tipps vom Fachmann, was Strecke und Temperatur betrifft,
dann wurde sich nochmal richtig heiß gemacht, damit auch ordentlich Adrenalin zur Verfügung stand, und schon ging es weiter.
Für meine Frau und mich hieß es warten und warten und nochmal warten. So ein Tag kann ganz schön lang sein, wenn man nicht selber läuft. Aber keine Angst, die ganze Warterei habe ich mir mit ordentlich kalten Getränken verkürzt. Wenn man 31 Stunden unterwegs war, schwitzt man ordentlich und dieses Defizit muss schließlich wieder ausgeglichen werden, bevor es zu einer chronischen Unterhopfung kommt. Ja und dann war es so weit, zur besten Sendezeit bog mein Sohn tatsächlich auf die Zielgerade ein. Jetzt gab es bei Familie Sperlich kein Halten mehr. Jensehaut, Freudentränen und alles, was diesen Sport so ausmacht prasselte geballt auf uns ein. Nach 106 Kilometern, 5293 Höhenmetern und einer Laufzeit von 20 Stunden, 12 Minuten und 34 Sekunden hatte mein Sohn seinen ersten 100er in der Tasche.
Und nicht nur das, er ist auch der lebende Beweis für meine Theorie, die da wäre, dass mein bei so einer Herausforderung in den Bergen nicht zwingend ein begnadeter Läufer mit mehr als 100 Wochenkilometern sein muss. Nein, viel mehr kommt es auf die Leidensfähigkeit und den unbedingten Willen an. Den unbedingten Willen, sein gesetztes Ziel zu erreichen, und das hat mein Sohn eindrucksvoll geschafft, mit gerade mal 4 Wochen Vorbereitung und wenn es hochkommt, 60 Kilometern pro Woche.
Also ihr seht, was alles möglich ist, wenn ihr an euch glaubt und dafür kämpft, euer Ziel zu erreichen. Ganz egal wie hoch, groß oder weit es ist, ihr müsst es nur wollen und auch versuchen. Nur so werdet ihr wirklich herausfinden, was sich am anderen Ende des Regenbogens befindet.
Taucha, den 21.06.2025
Ja Freunde, ihr habt richtig gelesen, ich wollte es tatsächlich noch einmal wissen und habe mich für die Deutschen Meisterschaften im Ultratrail angemeldet. Die Form stimmte und die Generalprobe beim Schweriner Seentrail verlief mehr als vielversprechend. So machte ich mich, mit breiter Brust, am 25.04. auf den Weg ins fränkische Ebermannstadt. Die Mission war klar, in der Gesamtwertung hatte ich mir eine Platzierung um Platz 20 vorgestellt und in der AK50 sollte ganz klar eine Podest-Platzierung drin sein. So viel schon mal zum Anspruch. In der Realität sah die Sache dann doch etwas anders aus. Doch wie immer schön der Reihe nach.
Also Freitag, am späten Nachmittag, Ankunft in Ebermannstadt und das Hotel lag doch tatsächlich direkt am Marktplatz, wo Samstag der Ultratrail startete.
Nachdem ich eingecheckt hatte, holte ich mir noch schnell die Startunterlagen, und dann ging ich zum gemütlichen Teil über, d.h. ein ordentliches fränkisches Schnitzel und 2 halbe Liter vom Nationalgetränk Bayerns. Danach hatte ich die nötige Bettschwere, um auch gleich Schlaf zu finden. Ja, und dann kam der nächste Morgen und wer kennt das nicht. Um 5:15 Uhr klingelte der Wecker, ich sprang aus den Federn, strotzte vor Energie, war bereit die Welt einzureißen und wusste, heute wird mein Tag. Aber genau so war es bei mir NICHT. Ich kam nicht aus dem Bett, der ganze Körper schmerzte und beim Frühstück bekam ich kaum einen Bissen runter. So ahnte ich schon, dass es vielleicht doch nicht mein Tag werden würde.
Zum Glück hatte ich es nicht weit bis zum Start und so stand ich kurz vor sieben Uhr auf dem Marktplatz, bereit mir diese 67 Kilometer und 2700 Höhenmeter anzutun.
Und ehe ich mich versah, hetzte die Meute auch schon los. Das meine ich wörtlich, denn ohne Vorwahrung ging gleich die Post ab. Ich versuchte die ersten 4 flachen Kilometer ein Tempo zu finden, mit dem ich einigermaßen leben konnte und das waren 4:20 Minuten pro Kilometer. Doch den richtigen Zugriff zum Rennen hatte ich nicht, das änderte sich auch nicht beim ersten Anstieg. Das habe ich sonst immer gut drauf, wenn es bergauf geht, doch ausgerechnet bei den Meisterschaften wollte nichts funktionieren. Anschließend ging es wieder runter und da wurde ich wie immer gnadenlos durchgereicht. Das hatte natürlich was mit mir gemacht.
So schön die Landschaft auch war, ich konnte sie nicht genießen. Ich wollte eigentlich nur Feierabend haben, doch da lagen noch gut 60 Kilometer vor mir.
Irgendwann hatte sich die ganze Sache dann eingepegelt und ich wurde nur noch selten überholt. Nach 25 Kilometern hatte ich sogar mal eine Phase, da dachte ich, jetzt kommt das Monster in mir wieder zum Vorschein. Doch nach 5 ordentlichen Kilometern war ich wieder geerdet. Nach weiteren 20 Kilometern wurde ich dann richtig geerdet. Mich hatte es bei KM 51 im Downhill so richtig hingehauen und das Schlimme war, ich kam nicht wieder hoch. Meinen Waden hatten zugemacht und krampften. Da lag ich nun und suhlte mich wie ein Erdferkel im Dreck. Danach war der Stecker bei mir komplett gezogen und ich wollte es nur noch sauber zu Ende bringen. Zum Glück kam von hinten schon lange keiner mehr und so trottete ich dem Ziel entgegen. Beim letzten Downhill geschah noch das Unfassbare, ich wurde wieder überholt und das 6 Kilometer vor dem Ziel. Das wollte ich mir dann doch nicht gefallen lassen und als es wieder flacher wurde, war ich wieder dran. Doch nicht nur das, ich setzte den Blinker zum Überholen. Aber das Hochgefühl hielt nur wenige Augenblicke, dann waren wir wieder gleichauf und ich wagte einen Blick zur Seite. Verdammt, mein direkter Konkurrent sah noch sehr frisch aus. Doch was mir mehr Kopfzerbrechen bereitete, er könnte auch in meiner AK bei den Deutschen Meisterschaften sein. Jetzt begann bei mir das Kopfkino, weiter dieses verdammt hohe Tempo zu gehen oder doch lieber nach der AK fragen.
Ich war hin und her gerissen und dann haute ich es doch raus und fragte nach der AK. Jetzt dürft ihr alle einmal raten, welche Antwort mir entgegen geschmettert wurde. Natürlich war er in der AK 50 und lief bei den Meisterschaften mit, wie hätte es an diesem Tag auch anders sein können. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als die letzten 4 Kilometer zum Angriff zu blasen. Obwohl mein Körper wie Sau schmerzte haute ich Kilometerzeiten von 4:20 raus. Doch mein Konkurrent ließ sich nicht abschütteln und legte sogar noch einen Zahn zu. Dem konnte ich wirklich Nichts mehr entgegen setzten und so musste ich mich leider geschlagen geben.
Das Ziel erreichte ich nach 7:09:30 Stunden, mein direkter Konkurrent war 50 Sekunden vor mir im Ziel. Nachdem ich einigermaßen wieder bei Verstand war, zückte ich mein mobiles Endgerät, um die Platzierung zu checken.
Ich las Platz 35 in der Gesamtwertung und jetzt könnt ihr wieder einmal raten, welcher Platz es bei den Deutschen Meisterschaften in meiner AK geworden ist.
Wie sollte es an diesem Tag auch anders für mich sein, es war der 4.Platz.
Ja, so läuft das manchmal, mal gewinnt man und mal gewinnen die anderen.
Nachdem die gefühlte Niederlage einigermaßen verdaut ist, heißt es für mich, Blick nach vorn, denn große Ereignisse werfen wieder ihre Schatten voraus.
Im Juni warten die 100 Meilen um die Zugspitze und dann wird es wieder episch, wenn ich in die Schlacht ziehe. Freut euch schon jetzt auf den Bericht und der wird auch wieder mit Bildern sein.
Taucha, den 10.05.2025
So Freunde, da will ich mal wieder einen zum Besten geben. Es war ja lange genug recht ruhig auf meiner Seite. Doch jetzt werden wir gemeinsam Gas geben, schließlich ist das erste Highlight der Saison in der Tasche. Ich nehme es schon mal vorweg, die Saison 2025 begann für mich erst mit einem Donnerschlag und dann mit einem Paukenschlag. Ihr kennt das Spiel, dazu lasst uns ein paar Wochen zurückblicken.
Es war ein kalter, sehr kalter Morgen an jenem 17. Februar, als ich mich wieder zu Fuß auf dem Weg in die Fabrik machte. Es herrschten fast zweistellige Minusgrade, als ich die Ortslage Spergau passierte. Genau um 5:40 Uhr erschütterte eine Detonation von unvorstellbarem Ausmaß die besagte Ortslage. Ich bin aus unerklärlichem Grund auf gerader und asphaltierter Straße ins Straucheln geraten und ohne jegliche Reaktion hat es mich der Länge nach niedergestreckt. Ich landete mit voller Wucht auf dem Brustkorb und mit viel Glück konnte ich die totale Schotterflechte im Gesicht noch abwenden. Das Erste, was man dieser Situation macht, ist abzuchecken, wie viele Zuschauer sich an diesem Anblick erfreuen. Um diese Uhrzeit war ich jedoch mit meinem Schmerz allein und so raffte ich mich wieder auf und hoffte: „Schmerz lass nach“. Doch so richtig ließ da nichts nach, im Gegenteil. Im Laufe des Arbeitstages wurden die Schmerzen immer stärker und so beschloss ich, am nächsten Morgen doch den Weg zum D-Arzt zu nehmen. Nach viel Geduld hatte ich es dann schwarz auf weiß: Fraktur der 7. Rippe rechts und das 5 Wochen vor Schwerin. Über die obligatorische Trainingspause brauchen wir uns nicht zu unterhalten, die ergab sich von selbst, denn jede unkontrollierte Bewegung erinnerte mich auf schmerzvolle Weise, dass da noch Geduld gefragt ist. Nach 3 Wochen hatte ich mich dann langsam herangetastet und man konnte es wieder Laufen nennen. Der Trainingsrückstand war natürlich nicht aufzuholen und es kam noch schlimmer. Eine Woche vor Schwerin kam noch eine ordentliche Erkältung dazu. So langsam bekam ich Zweifel an meiner Mission Schweriner Seetrail. Es war, als würde eine höhere Macht alles versuchen, nur damit ich nicht nach Schwerin fahre. Natürlich widersetzte ich mich den höheren Mächten und machte mich, nebst Gemahlin, am 21. März auf den Weg nach Schwerin.
Bevor ich jetzt versuche, mich so gut wie es geht an das Rennen zu erinnern, hier noch ein paar Eckdaten: Die Strecke betrug 61 Kilometer um den inneren und äußeren Schweriner See. Dabei galt es rund 450 Höhenmeter zu überwinden. Es war teilweise asphaltiert, aber auch ordentlich trailig mit umgestürzten Bäumen auf schmalen Pfaden und kurzen Richtungswechseln. Dabei ging es durch Teile des Unesco Welterbes. Das Wetter war mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen zwischen 8 und 12 Grad fast perfekt. Nur der böige Wind war etwas nervig. Während der Großteil der Läuferschaar den Kaltstart nutzte, um sich einzulaufen, begab ich mich direkt zum Schloss, wo um genau 8:30 Uhr der Startschuss fiel.
Die ersten Meter führten noch durch den Schlosspark und anschließend auf dem Radweg um den See entlang. Schon der erste Kilometer war mit 4:20 Minuten recht flott. Ich fühlte mich zwar gut, doch schneller wollte ich es auf keinen Fall angehen lassen. So bildeten sich ganz vorn schon erste Grüppchen, doch ich hielt mich lieber dezent zurück. Nach zwei Kilometern ging es plötzlich rechts ab und ohne Vorwarnung war ich plötzlich im Gelände.
Da war es erst einmal vorbei mit dem „Einfachen“ und der Spaß konnte beginnen. Es war jedoch nur ein kurzes Intermezzo und so hatte mich der Radweg recht schnell wieder. Nach 11 Kilometern passierte ich den ersten von sechs Verpflegungspunkten. Danach wurde es richtig trailig, denn es ging auf schmalen Pfaden durch den tiefen dunklen Wald. Umgestürzte Bäume säumten den Weg und mussten überklettert werden oder es ging drunter durch. Das hat richtig Laune gemacht, nur die vielen engen Kurven waren etwas nervig. Deshalb hatte ich einen Läufer vor mir aus den Augen verloren und ich staunte nicht schlecht, als dieser mir bei KM 16 wieder entgegenkam, mit der Botschaft, wir hätten uns verlaufen. Obwohl ich mir relativ sicher war, auf der richtigen Strecke zu sein, folgte ich ihm erst einmal. Dann wurde es mir doch zu dumm und ich pfiff ihn zurück, um zu erklären, dass das doch die richtige Strecke war. So machten wir wieder kehrt und fortan lief ich vornweg und kurze Zeit später hatten wir anhand der Streckenmarkierung auch die Bestätigung, wieder richtig zu sein. Dieses kleine Malheur hatte mich vielleicht 2 Minuten gekostet, also nicht der Rede wert. Doch ich musste erst einmal wieder meinen Rhythmus finden. Nach 18 Kilometern erreichten wir noch zusammen den zweiten Verpflegungspunkt und hier erhielten wir die Info, Platz 8 und 9 zu sein.
Das war wie Musik in meinen Ohren, hatte ich doch insgeheim gehofft, solch eine Platzierung am Ende zu belegen. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Ich setzte mich dann recht schnell von meinem Mitstreiter ab und fortan war es ein einsames Rennen für mich.
Nach 22 Kilometern passierte ich den Abzweig Ramper Moor, wo sich die Streckte teilte und die Läufer der 33 Kilometer Strecke abbogen.
Ja, und ab dieser Stelle kam meine große Zeit. Zwischen KM 22 und 35 spulte ich konstant schnelle Kilometerzeiten zwischen 4:18 und 4:26 Minuten ab und das Beste kommt noch: Kilometer 24, 25 und 26 waren mit 4:22 Minuten exakt identisch. Wenn ein Lauf so funktioniert, da bin ich mehr als begeistert und das setzt noch einmal zusätzliche Energie frei. So konnte ich doch tatsächlich noch den ein oder anderen Läufer überholen. Vom Gefühl her lag ich an 3. oder 4. Position und meine Marathon Durchgangszeit von 3:12 Stunden konnte sich auch sehen lassen.
Nach den 42 Kilometern wurde es zum letzten Mal richtig hart, denn es ging für 8 Kilometer noch einmal ordentlich rauf und runter. Am vorletzten VP in Willigrad, bei KM 45, konnte ich noch zu einem Läufer aufschließen und eine nette Dame am besagten VP meinte ganz beiläufig, jetzt kämen die ersten zwei von der großen Strecke. Das konnte natürlich, nach meinen Berechnungen, nicht stimmen. Ich wusste, dass ein ganz schneller Thüringer Läufer namens Carsten noch vor mir liegen muss. So legte ich diese Info gedanklich zur Seite und konzentrierte mich lieber auf das nächste Zwischenziel und das hieß KM 50. Ein kurzer Blick auf die Uhr und schon jagte mir die nächste „Jensehaut“ den Rücken hinunter. 3:52 Stunden für 50 Kilometer und das bei dieser Strecke. Jetzt begriff ich so langsam, dass das an diesem
22. März etwas richtig Großes werden könnte.
Nach 53 Kilometern erreichte ich Wickendorf. Hier wurden die zwei Strecken wieder zusammengeführt und ich konnte mich unter die Läufer der 33 KM-Strecke mischen. So hatte ich wieder etwas mehr Abwechslung auf den letzten 8 Kilometern. Das war aber nicht das einzige Highlight in Wickendorf. Hier wartete noch ein Herr mittleren Alters mit dem Fahrrad und fragte mich, ob ich der Führende sei.
Ich entgegnete: „Mit Sicherheit nicht, es müssten noch zwei oder drei Läufer vor mir sein.“ Dann folgte noch ein Wortwechsel, doch so richtig kommunizieren ging bei mir nicht mehr. Bei immer noch straffem Tempo, weit unter 5 Minuten pro Kilometer, kamen nur noch Wortfetzen rüber und der Radfahrer suchte die Flucht nach vorn. Nach gut 4 Kilometern das gleiche Spiel: Wieder kam der Radfahrer (im Nachhinein war es jemand von der Orga, was ich nicht wusste) um mir mitzuteilen, dass ich der Führende sei und ich wiederholte: „Das kann nicht sein, ich hätte ja Carsten aus Thüringen überholen müssen.“ Und erneut war er es leid, mit mir zu diskutieren, und zog abermals von Tannen. Jetzt waren es nur noch 4 Kilometer und ich konnte auf der anderen Seite des Sees schon das Ziel sehen, bzw. konnte ich schon den Moderator hören. Ich biss die Zähne zusammen und holte restlos alles aus mir raus, was noch in mir steckte (Bitte nicht wörtlich nehmen ?)
Dann war er da, der letzte Kilometer und wieder stand er da, der Mann auf dem Rad. Dieses Mal jedoch äußerst entschlossen entgegnete er mir: „Du kannst jetzt sagen, was du willst. Ich habe alles überprüft, es ist noch keiner im Ziel. DU BIST DER ERSTE.“
Wie ich mich in diesem Moment fühlte, kann ich nicht in Worte fassen. Es war einer der emotionalsten letzten Kilometer, den ich je gelaufen bin. Bei so einem großen Lauf in Führung zu liegen, ohne dass man es weiß, ist einfach unbeschreiblich. Ja, und dann hieß es mal wieder Freudentränen aus dem Gesicht wischen und hübsch machen für den Zieleinlauf.
Als ich dann noch den Moderator hörte, der mich als Gewinner der 61 Kilometer Strecke ankündigte, bestand kein Zweifel mehr: Ich hatte das Ding tatsächlich gewonnen.
Nach 4 Stunden, 46 Minuten und 19 Sekunden überquerte ich die Ziellinie und durfte mich Gewinner des Schweriner Seentrail nennen.
Das bedeute eine Durchschnittspace von 4:40 Minuten pro Kilometer. Hätte mir das jemand vorhergesagt, den hätte ich sofort für verrückt erklärt. Einziger Wermutstropfen, gefeiert habe ich diesen Sieg leider noch nicht standesgemäß. Das wird aber sowas von nachgeholt, versprochen.
An dieser Stelle möchte ich abschließend noch ein paar Worte des Dankes an den Veranstalter richten. Selbst wenn ich noch so suche, kann ich an dieser Veranstaltung nichts Negatives finden. Top organisiert, landschaftlich geniale Strecke (leider war ich so konzentriert, sodass es einige Erinnerungslücken gibt), sehr gute Verpflegung und auch sonst hat alles gepasst. Wer also schon nach Plänen fürs nächste Jahr sucht: Der Schweriner Seentrail bekommt eine ganz klare Empfehlung von mir.
Taucha, den 30.03.2025