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Meine Bildergalerie aktualisiere ich stetig mit neuen Bildern aus meinem Läuferleben.

 

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2.Südthüringentrail

Von wichteln, riesen und Helden

So hießen die drei Strecken, welche beim diesjährigen Südthüringentrail am 08.09. in Suhl zur Auswahl standen. Der Wichteltrail maß stolze 17,4 KM und war 559 Höhenmeter

schwer, gefolgt vom Riesentrail mit seinem 47,5 KM und 1932 Höhenmetern. Zu guter Letzt der Heldentrail mit seinen unglaublichen 64,9 KM und seinen stattlichen 2491 Höhenmetern. Nun meine Frage: Was glaubt ihr für welchen dieser 3 Burschen ich bzw. wir (Markus war natürlich auch mit von der Partie) uns entschieden haben.

Die richtige Antwort lautet natürlich: Heldentrail. Wie ihr da drauf nur gekommen seid ; )

Es war also mal wieder Zeit, ein „Held“ zu sein und nur deswegen haben wir uns für die lange Strecke entschieden. Für mich war es zugleich der Höhepunkt einer 200 KM + x

Gipfelwoche. Ihr wisst, der Spartathlon rückt immer näher und näher.

Kurz vor dem Start

So versammelten wir uns, mit weiteren 175 Startern, in den frühen Morgenstunden im Simson Gewerbepark zu Suhl und warteten auf den Startschuss. Aber ehe wir uns versahen, ging es Punkt 5:00 Uhr los. Schon nach wenigen Metern war die Starthektik vergessen und der ruhig vor sich hin schlummernde Wald hieß uns willkommen.

Obwohl das Thermometer gerade mal 8 Grad anzeigte, war an Frieren nicht zu denken,

denn die hohe Luftfeuchtigkeit der Nacht sorgte schon für ordentlich Schweiß auf der Stirn.

Schon ziemlich früh hatten sich kleine Grüppchen gebildet. Ich hatte mich gleich in die vordere, 8 Mann starke Gruppe einsortiert. Markus folgte wenige Meter später in der zweiten Gruppe. Wobei ,8 Mann starke Gruppe, trifft es nicht ganz. Ein Mädel war auch dabei und die war recht flott unterwegs. So lief ich mal vorne weg und es dauerte nicht lange bis die ersten Rufe von hinten erschallten: „Verlaufen!“. Also schnell wieder umdrehen und den Anschluss zur Gruppe halten. Dann war der Nächste mit Führungsarbeit dran und auch hier das Gleiche:“Verlaufen!“. So ging das einige Male, mit dem Verlaufen im Lichtkegel der Stirnlampe. Nach 8,5 KM wartete an der Ottilie auch schon der erste Verpflegungspunkt. Hier haben wir nur ganz kurz gestoppt, denn so viel Energie war an dieser Stelle noch nicht verbrannt. Ein paar Hundert Meter später erreichten wir noch einmal das Stadtzentrum von Suhl. Der Marktplatz war zu dieser Uhrzeit fast menschenleer. Nur Markus Familie hielt tapfer dagegen und für mich ergab sich die Gelegenheit, mich meiner Stirnlampe zu entledigen. Es war zwar noch etwas dunkel, aber die Dämmerung setzte gerade ein und so ging es für mich im Blindflug hinauf zum Tierpark.

Nach 12 Kilometern und 1:22 h erreichte ich diesen und genoss einen atemberaubenden Blick über Suhl. Der Hochnebel lag wie ein schützender Schleier über der Stadt, die noch friedlich schlief. Meine Gruppe war nun auch schon ein wenig kleiner geworden und am 2. Verpflegungspunkt bei KM 16,2 machte das Mädel ernst. Sie stoppte hier nicht und danach wurde sie nie wieder gesehen. Jetzt ging es erst einmal wieder bergauf und nach 20 Kilometern wartete ein weiteres Highlight. Wir rannten ohne Kompromisse die steilste Skipiste nördlich der Alpen hinunter. Meine Oberschenkel und meine Knie schwärmen noch heute davon. Aber jetzt war ich im sogenannten Flow. Der feuchte und frisch duftende Wald schien bei mir zusätzliche Kräfte freizusetzen, denn auf dem Anstieg zur Schmücke befand ich mich plötzlich allein im Wald. Also nutzte ich die Gelegenheit um etwas Essbares aus dem Rucksack zu kramen. Als ich versuchte bergauf und Puls 180 das Essbare hinunter zu würgen, kam wie aus dem Nichts ein weiterer Läufer vorbei.

Das ging alles so schnell, ich dachte schon ich hätte Halluzinationen. Na wenigstens diesen 3.Platz wollte ich halten und so kämpfte ich mich über die Schmücke auf den 978 Meter hohen Schneekopf.Hier wehte ein recht frischer Wind, so dass ich nur ganz kurz den Ausblick genießen konnte. Nach 31 Kilometern war an der Suhler Hütte der nächste Verpflegungspunkt, den ich nach 3:11h erreichte. Danach ging es für lange Zeit mehr bergab als bergauf. Also konnte ich es mal rollen lassen, doch die Konzentration galt es weiterhin aufrecht zu erhalten. Die Gefahr des Verlaufens war allgegenwärtig.

Nach 47,5 KM

Das bekam ich nach 37 Kilometern zu spüren, als ich wieder den Ortsrand von Suhl erreichte und nicht wusste, wie weiter. Ein beklemmendes Gefühl, denn mit Verlaufen hab ich ja Erfahrung. Also erst mal nach rechts, dann wieder nach links und zum Schluss doch wieder nach rechts, bis ich eine Markierung auf den Asphalt entdeckte. Puh, erst mal durchatmen und die Armlinge abstreifen, denn auch die Sonne gab jetzt richtig Gas.

Als nächstes großes Zwischenziel hatte ich mir den Start- und Zielbereich gesetzt,

dieser befand sich bei KM 47,5. Über Wiesen und durch ein wenig Wald erreichte ich diesen nach 4:33h. Auch hier wartete die Familie von Markus und es war an der Zeit für einen kurzen Zwischenbericht. Markus war also auch noch gut dabei, so um die Top 10 und ich lag auf dem 3.Platz. Als ich mich wieder auf die letzte 17,4 lange Rund machte, war noch kein Verfolger zu sehen. Das stimmte mich ganz zuversichtlich und ich ließ es einfach laufen. Außerdem schien das heute meine „Königsdisziplin“ zu werden, lange Zeit schnell laufen ohne Müde zu werden. An der Steinsburg war der letzte Verpflegungspunkt eingerichtet, der allerdings zweimal angelaufen werden musste. Nach 58,8 KM und 5:46h erreichte ich diesen zum zweiten Mal und weit und breit war ich allein im Wald.

Jetzt sah ich mich schon fast im Ziel, da es nur noch bergab ging und ohne Rücksicht auf Verluste hämmerte ich diesen Berg hinunter. Und wie es der Zufall wollte, begegnete ich auf diesem Abschnitt meinen Freund Markus. Obwohl er fast die ganze obere Schleife noch vor sich hatte, sah er noch frisch und gechillt aus. Für mich galt es inzwischen sich hübsch zu machen für den Zieleinlauf. Und als ich wieder Asphalt unter den Füßen spürte, wagte ich einen kurzen Blick zurück. Zum Glück von Verfolgern keine Spur und so konnte ich den letzten Kilometer ganz entspannt genießen. Nach 6:11:55h hieß es dann für mich Finish und Gesamtplatz 3 und natürlich durfte ich mich als Held fühlen, wenn auch nur für einen Tag.

Markus nach 47,5 KM

Den Gesamtsieg holte sich Frank Rothe in 5:59:06h und für das Hammer Ergebnis schlechthin sorgte Juliane Totzke, die mit einer Zeit von 6:01:22h Gesamt Zweite wurde,

und da habe ich nicht mal gebummelt. Ja, und mein Kumpel Markus belegte in einer Zeit von 7:24:15h einen hervorragenden 13. Platz zum Saisonabschluss.

Für mich geht es dagegen in die Verlängerung oder besser gesagt ins Finale.

Genau heute in zwei Wochen werde ich mich auf dem Weg von Athen nach Sparta befinden und egal wie die Sache ausgehen mag: Ich habe es versucht!.

Siegererhrung !!!

Ergebnisse:www.suedthueringen-trail.de

 

 

                                                                                      Taucha, den 14.09.2018

 

 

 

 

6. Eiger Ultra Trail

Härter als die Nordwand

oder

Das lange warten an der Nordwand

Hier ist er nun! Mein Bericht über das Laufereignis, auf das ich schon so lange hin gefiebert habe. Der Eiger Ultra Trail, am Fuße der Nordwand mit dem Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. Da werden mir schon beim Lesen dieser Namen die Augen feucht.

Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie es mir erst im Oktober letzten Jahres ergangen ist, als die 900 Startplätze innerhalb von 10 Minuten ausverkauft waren und ich einer dieser Glücklichen war, der diese 101 Kilometer und 6500 Höhenmeter in Angriff nehmen darf.

Ich weiß, viele würden das eher als Bestrafung auffassen, geschweige denn Geld dafür zu bezahlen. Aber ihr wisst, ich wurde für die Berge gebaut ; )

Ja, und noch einer hatte genau so viel Glück bei der Startplatzvergabe, Markus natürlich.

So standen wir wieder, wie schon so viele Male, Seite an Seite als KANSAS Running Team an der Startlinie. An jenem Morgen, des 14. Juli, als Grindelwald noch vor sich hin schlummerte und wir uns gegen 3:30 Uhr auf den Weg zu unserem Abenteuer machten. Doch so verschlafen war dann Grindelwald doch nicht mehr. Aus allen Straßen und Gassen strömten diese bunt gekleideten Gestalten mit ihren Rucksäcken auf den Rücken und den Stöcken in der Hand Richtung Sportzentrum. Jene Gestalten, die sich Trail Runner nennen und wie schon gesagt, 900 waren es an der Zahl und alle fieberten der Startzeit entgegen. Diese war auf 4:00 Uhr gesetzt.

Von mir aus hätte es auch schon Mitternacht losgehen können, denn an Schlaf war nun wirklich nicht zu denken. Dazu hämmerte mein kleines Herz viel zu wild und ich war schon Stunden vorher im Race Modus. Die nötige Spannung war also schon aufgebaut und Punkt 4:00 Uhr entlud sich diese mit dem Startschuss und ich konnte für die nächsten Stunden das machen, was ich am liebsten tue. Berge hoch laufen und wieder runter und wieder hoch und irgendwann dann auch den Schmerz genießen. Doch wenig später, nach dem offiziellen Startschuss, folgte noch der sogenannte Eiger Urknall. Als dieser dann einsetzte, gab es so einen Hieb, dass mein kleines Herz einen Aussetzer zu verzeichnen hatte und spätestens ab da, schlummerte in Grindelwald niemand mehr. Alle Nicht-Läufer hatten also genügend Zeit sich auf den Bergen und in den Tälern zu versammeln, um den Teilnehmern so richtig Feuerwerk zugeben.

Auf dem Weg zum First

 

 

Sunrise

 

Aussichtsplattform vom First

 

 

Was für ein Ausblick

 

 

Der erste Berg mit seinen 1000 HM wurde auch gleich nach dem Start in Angriff genommen. Die ersten 3 Kilometer ging es, immer leicht bergauf, die Dorfstraße entlang bis diese immer schmaler wurde und in den ersten Trail mündete. Noch im Schein unserer Stirnlampen erreichten wir nach 1:20h den Gipfel der Großen Scheidegg. Mit dem First wartete wenig später das erste große Highlight. Diesen schon vor Augen, ging es aber erst einmal die Asphaltstraße hinunter, um anschließend auf dem Trail wieder ordentlich Höhenmeter zu machen. Die Trails waren bis dahin gar nicht so technisch, also genau unser Ding, und wir konnten ordentlich Kilometer machen. Als nach 3 Stunden sich die Sonne über die Berge schob, um die restlichen Wolken des frühen Morgen zu verdrängen, meldete sich auch meine alte Verletzung am Schienbein wieder. Doch dieses Mal sollte der Schmerz nicht die Oberhand gewinnen. Das hatte ich mir fest vorgenommen. Ich wollte diesen Lauf, mit diesem Panorama und mit Markus an meiner Seite einfach nur genießen und so viele Fotos wie möglich zu machen. Also machte ich es wie die zahlreichen Japaner in Grindelwald, einfach lächeln. Genau, einfach den Schmerz weg lächeln und die wärmende Sonne genießen. So erreichten wir Seite an Seite nach 3:30h den First. Wie eine Schlange aus Stahl windet sich dort ein „Laufsteg“ um den Fels und endet schließlich in einer frei schwebenden Aussichtsplattform über dem First und wir durften da drüber laufen. Einfach nur gigantisch, zumal man auf der anderen Seite immer den Eigergletscher im Blick hatte. Läuferherz was willst du mehr. Nach dem First rauschten wir einen kurzen Downhill hinunter, bevor wir uns für die nächsten Stunden in einer Höhe oberhalb von 2000 Metern aufhalten würden. Es wartete mit dem 2681 Meter hohen Faulhorn, der höchste Punkt der Strecke. Hier wurde auch ein Bergpreis vergeben und ich verrate jetzt kein Geheimnis, wir haben ihn nicht gewonnen. Aber auch nur wegen der unzähligen Fotostopps, denn hier wäre locker eine Stunde Zeitgutschrift drin gewesen ; )

Immer den Eiger im Blick

 

 

... und wieder ein paar Höhrnmeter

 

 

Gipfelfoto auf dem Faulhorn

 

 

Der Bergpreis wartet, aber nicht für uns

 

 

So kämpften wir uns bei frischem Wind und kalten Temperaturen das Faulhorn hinauf.

Nach insgesamt 5:38h erreichten wir den Gipfel und hatten schon 34 KM und knapp 3000 HM in der Tasche und von Ermüdung noch keine Spur. Sollte es „unser“ Lauf werden ?

Er war es schon. Unabhängig von dieser einmaligen Landschaft, in der wir uns bewegen durften, war es für uns eine gewisse Art Luxus und Lebensqualität, einfach mal so (ohne wirkliches Training) 100 Kilometer durch die Berge zu laufen. Dafür waren wir auch dankbar und zumindest für mich, war es einer der entspanntesten 100 KM Läufe überhaupt. Nach dem Faulhorn ging es für 20 Kilometer fast nur bergab in Richtung Burglauenen und mit jedem Meter, der nach unten führte, stieg auch die Temperatur.

Wir liefen jetzt auf einem Kammweg Richtung Schynige Platte und genossen auf der einen Seite den Blick auf den Brienzer- und den Thunersee und auf der anderen Seite die altbekannten Berge. Auf dem Downhill nach der Schynige Platte Richtung Burglauenen passierte dann das Unfassbare. Wir hatten doch tatsächlich auf dem Downhill Jemanden überholt. Ein Bild mit Seltenheitswert, bis zu diesem Datum. Denn wir überholten bergab noch einige andere Läufer und hörten dann auf unsere „Erfolge“ zu zählen. Also man kann sagen, es lief.

In Burglauenen war ein großer Verpflegungspunkt eingerichtet, da hier schon etwas mehr als die Hälfte geschafft war. Wir erreichten diesen nach 8:45h.

Hier warteten schon meine zwei Frauen auf uns und die waren erstaunt, wie frisch wir noch aussahen. Das musste natürlich gleich im Foto festgehalten werden, denn wer weiß, was da noch kommen würde. Zumindest von den Temperaturen dürfte es nicht weiter nach oben gehen, denn diese hatten mit knapp 30 Grad schon ihren Höhepunkt erreicht. Von den Anstiegen war durchaus noch was drin, denn auch hier hatten wir so ziemlich die Hälfte geschafft. Nach 10 Minuten mit ordentlich Energie nachfüllen, war es wieder Zeit, für die nächsten Stunden Abschied zu nehmen.

Jetzt wirds mal trailig

 

 

Hinter uns, der Thunersee

 

 

Schynige Platte

 

 

Über 7 Schneefelder müsst ihr laufen...

 

 

Als nächste Zwischenetappe wartete Wengen. Bis dahin galt es auf 9 Kilometern 700 Höhenmeter zu bewältigen und das in der Mittagshitze. Während mein Energielevel konstant blieb, begann Markus jetzt leicht abzubauen und er fragte, ob ich allein weiterlaufen möchte. Aber keine Chance! Wir hatten die Sache gemeinsam begonnen und so bringen wir die Sache auch gemeinsam zu Ende. Außerdem hatte er den Pakt mit den Teufel geschlossen, und es war mir eine Freude, Markus jetzt diesen Berg hinauf zu treiben. Und ich wusste genau, für den Moment würde er mich wieder hassen. Aber spätestens in Wengen waren diese kurzzeitigen Strapazen

vergessen. Hier säumten schon zahlreiche Zuschauer den kleinen Ortskern und bereiteten dem Großen Blonden mit seinem kleinen Teufel einen spektakulären Empfang.

62 Kilometer und 4000 Höhenmeter standen jetzt schon auf der Haben-Seite und die restlichen 39 KM waren auch nur noch Kindergeburtstag. Dazwischen lag aber jetzt die letzte schwierige Prüfung, der Anstieg zum Männlichen. Auf 4,5 Kilometern 1000 Höhenmeter den Berg hinauf und ich brauche euch jetzt nichts zu sagen, der Teufel war wieder in seinem Element. Aber nach 1,5 Stunden des Aufstieges waren wir wieder Freunde und steuerten gemeinsam, von dort aus, auf die Nordwand zu.

Die Nordwand, Mythos und Legende, und wir standen tatsächlich davor. Ich konnte es nicht fassen, am liebsten hätte ich mich hingesetzt und einfach nur gestaunt. Doch dazu war keine Zeit, ein Blick zum Himmel verhieß nichts Gutes. Es braute sich was zusammen.

Einlauf in Burglauenen

 

Ein Blick auf Wengen

 

 

1 x härter als die Nordwand

 

 

2 x härter als die Nordwand

 

 

Vor uns, schon zum Greifen nahe, lag die Kleine Scheidegg, wo der nächste Verpflegungspunkt auf uns wartete. Doch vorher mussten wir noch eine kleine zusätzliche Schleife über das Lauberhorn laufen und kurz hinter dem Gipfel waren wir dann mittendrin statt nur dabei. Im Gewitter!!! Es gibt nicht viele Dinge, vor denen ich Schiss habe, aber Gewitter in den Bergen gehört ohne Zweifel dazu. Also rannten wir nach 13 Stunden, wie von der Tarantel gestochen den Berg hinunter. Doch vorher gab es noch eine Sache zu klären. Wer von uns Beiden übernimmt die Sache mit dem höchsten Punkt bei Gewitter? Eines kann ich schon mal verraten, ich war definitiv raus. Mit viel Glück und Markus an meiner Seite, erreichte ich wieder den Forstweg, wo schon ein Ordner auf uns wartete und uns mitteilte, dass das Rennen wegen Gewitter unterbrochen sei. In gut 500 Metern Entfernung befand sich der Bahnhof Wengeneralp auf 1873 Metern Höhe. Dort sollten wir uns unterstellen und warten bis das Rennen wieder freigegeben wird. Nach 13 Stunden und 40 Minuten auf den Beinen erreichten wir diesen Bahnhof mit seinem kleinen „Gästezimmer“, wo schon über 20 Läufer warteten. Das Gewitter hatte zwar schon nachgelassen, aber es goss noch in Strömen. So eine Rennunterbrechung war für uns eine völlig neue Situation und für die restlichen Wartenden ebenso. Die ersten 15 Minuten war auch noch ordentlich Spaß auf der Hütte, doch so langsam hatte ich die Nase voll, von Spaß. Denn ich wusste, länger als 30 Minuten Sitzen, konnte für mich „tödlich“ sein. Nach Drängen der Gruppe griff dann auch endlich ein Ordner zum Telefon, um neue Informationen zu erhalten, wie es denn nun weiter gehen soll. Dann trat er vor die Mannschaft und verkündete: „In 15 Minuten gibt es neue Informationen.“ Spätestens jetzt, war bei mir Schluss mit lustig. Von Gewitter keine Spur mehr, schon über eine Stunde gewartet und noch immer keine Ahnung, wie es weiter geht. Doch dann plötzlich, das Klingeln des Telefons des besagten Ordners. Und wieder trat er vor die Mannschaft und sprach: „ Wir sollen die nächsten 2,5 Kilometer zum Verpflegungspunkt Kleine Scheidegg gehen, wo auch schon Läufer warteten. Dort erhalten wir dann die Informationen, wie es weiter geht.“

Also Regensachen an und raus in Richtung Kleine Scheidegg. Zum Regen kamen jetzt auch noch empfindlich kalte Temperaturen hinzu, was meiner Stimmung nicht unbedingt einheizte. Um 19:30 Uhr erreichten wir dann die Kleine Scheidegg und das Bahnhofsdepot platzte schon aus allen Nähten. So viele Läufer waren hier schon versammelt. Zum Glück gab es hier noch etwas Essbares und warme Getränke. Und dann um genau 19:45 Uhr trat ein weiterer Ordner vor die nun noch größer gewordene Mannschaft und sprach:

„ Um 20:00 Uhr wird das Rennen neu gestartet und wir laufen von hier aus direkt nach Grindelwald.“ Also nur noch 8 Kilometer bis zum Ziel und nicht wie geplant 23 Kilometer.

Na was soll´s, wir wären zu gern die volle Distanz gelaufen, aber gegen das Wetter kann man nichts machen. So nahmen wir kurz vor 20:00 Uhr wieder Aufstellung zum Start.

Doch dieser verzögerte sich immer wieder, da einige zu ehrgeizige Läufe es einfach nicht schnallten, wie sie sich hinstellen sollten. Diese hatten permanent das Bedürfnis, sich vor die Zeit-matten zu stellen anstatt dahinter. Obwohl der Gesamtsieger schon lange feststand.

Dann hatten sie es doch gerafft und wir konnten endlich wieder laufen. 8 KM nur bergab, also keine Hürde für mich. Aber die über 2 Stunden Warten hatten mir den Stecker gezogen und ich kam eigentlich nicht mehr so richtig in Tritt. Ganz anders bei Markus, ihm tat die Unterbrechung scheinbar ganz gut und jetzt war er der Teufel.

Es braut sich was zusammen

 

 

Das lange Warten...

 

 

So rannten wir den Forstweg hinunter, dem Ziel entgegen. Den Verpflegungspunkt Alpiglen, nach knapp 5 Kilometern, ignorierten wir gekonnt. Es waren ja nur noch 3 Kilometer bis zum Ziel. Doch einen weiteren Kilometer später folgte für uns der Supergau.

An einem Abzweig standen 2 Ordner, die uns mitteilten, dass wir über den Marmorbruch laufen sollten, was natürlich 5 zusätzliche Kilometer bedeutete und wir hatten den letzten Verpflegungspunkt extra ausgelassen. Ihr wisst ja, was das für meinen Kopf bedeutet,

hätten die gleich 20 Kilometer extra gesagt wäre das für mich in Ordnung gewesen. Aber erst hieß es 8 KM und dann waren es doch 13 KM. Das wollte einfach nicht in meinen Kopf. So schleppten wir uns wieder bei strömendem Regen, über rutschiges Gestein und Wurzeln ein paar Höhenmeter hinauf, um dann, nach schier endlosen 2 Stunden, doch noch Grindelwald zu erreichen. Als wir auf die Dorfstraße einbogen, säumten trotz des schlechten Wetters, noch zahlreiche Zuschauer die Strecke. Und mit jedem Meter, den wir uns dem Ziel näherten, wurden wir immer schneller, bis wir den Torbogen mit der Aufschrift „Welcome Finisher“ erreichten. Dort stoppten wir abrupt und ich legte meinen Arm um Markus Schulter und er legte seinen Arm um meine Schulter und gemeinsam schritten wir die letzten Meter ins Ziel. Und wieder war eine Schlacht geschlagen. Und wieder hatten wir gemeinsam gekämpft und gelitten. Und wieder werden sich diese Bilder in unser Gedächtnis brennen.

Zieleinlauf

 

 

GESCHAFFT !!!

 

 

Die Zieluhr zeigte jetzt 22:01 Uhr an, das heißt wir waren 16 Stunden auf den Beinen und 2 Stunden haben wir am Fuße der Nordwand gewartet,gewartet und gewartet.

Insgesamt waren es dann doch noch 92 Kilometer und 5700 Höhenmeter.

Wäre dann noch die Platzierung zu erwähnen, aber die war zumindest mir, so was von egal. Denn bei dem ganzen Durcheinander hatten selbst die Veranstalter den Überblick verloren. Und Eines geht ja nur, entweder ballern oder mit geilen Bilder und Eindrücken nach Hause fahren. Dieses Mal hatte ich mich für Variante 2 entschieden und ich glaube, es war auch die richtige Entscheidung.

 

Als Finisher schmeck das Bierchen nochmal so gut

 

 

                                                                                        Taucha, den 22.07.2018

 

 

 

 

4. Hochkönigman

Die macht des willens

Es ist mal wieder an der Zeit, hier einen zum Besten zu geben, denn die Trails dieser Welt haben mich wieder. Das ist die gute Nachricht. Die weniger gute Nachricht wäre,

ihr braucht mal wieder viiiel Zeit beim Lesen dieser Zeilen. Und beginnen möchte ich dieses Mal mit einen Zitat von Albert Schweitzer, der da auch einen zum Besten gab:

„Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.“

Ein schlauer Mann wie ich meine und er hatte verdammt Recht. In meinem Fall kann ich nur sagen, seit 16,5 Stunden auf den Beinen, durch die Berge rund um Maria Alm gekämpft, sämtlichen Wetterkapriolen getrotzt, immer wieder das DNF vor Augen und

dann doch der gemeinsame Zieleinlauf nach 88 Kilometern und 5200 Höhenmetern mit meinem Trailbuddy Markus. Da rücken Zeiten und Platzierungen ganz schnell in die Zweite Reihe, wenn man sein Glück teilen kann. So, nun aber alles auf Anfang.

Es ist Freitagabend, der 1. Juni, und kurz vor 23:00 Uhr als ich samt Familie im Festzelt zu Maria Alm eintreffe. Kurze Zeit später schlägt auch mein Trailbuddy Markus samt Familie auf und gemeinsam ziehen wir uns das sogenannte Briefing rein. Spätestens da merke ich, dass seit dem ersten Höchkönigman ein ganze Menge passiert ist und dieses Event am Professionalität kaum zu übertreffen ist. Eine erstklassige Veranstaltung, nur soviel dazu.

Noch ganz gechillt !!!

Gleich geht es los !!!

 

 

Nach dem Briefing heißt es dann immer noch 30 Minuten warten, bis die Horde losgelassen wird und bei mir begannen die Gedanken zu kreisen. 6 Wochen verletzungsbedingte Laufpause, nur 3 Wochen Vorbereitung bei dieser schwierigen Strecke und vor allem die Frage: Wird die Verletzung wieder aufbrechen? Wenn ja, was würde ich machen? Aufgeben oder das Ding irgendwie zu Ende bringen. Also Kopfkino vom Feinsten. Ich war froh, als es dann 24:00 Uhr endlich los ging und bei bester Stimmung und nicht ganz so gutem Wetter sich die knapp 200 Mann starke Horde in Bewegung setzte. 15 Grad und leichter Nieselregen machten uns aber nicht wirklich viel aus, denn wir hatten mal wieder einen Plan. Bis Mühlbach, Kilometer 44, wollten wir wieder Seite an Seite kämpfen und sollten wir dort noch aussichtsreich im Rennen liegen, wird Gas gegeben. Je nachdem wer sich von uns noch fit fühlt. Die ersten Höhenmeter erklommen wir recht spielerisch und wurden an der Gipfelstation Natrun mit einer Feuershow belohnt. Weiter ging es zur Jufenalm, wo ein paar Partygänger schon gut dabei waren und wie wir, dem stärker werdenden Regen trotzten. Es folgten noch einige kleinere Anstiege, bis es hinunter nach Hinterthal zur ersten Verpflegungsstation ging. Ab hier hatte der Wettergott kein Erbarmen mehr mit uns, denn es goss inzwischen wie aus Eimern. Da auch die Temperaturen noch etwas gefallen waren, beschlossen wir, wenigstens unsere Regenjacken über zu streifen. So setzten wir unsere Regenschlacht fort, in der Hoffnung, dass Petrus doch irgendwann mal ein Einsehen hat. Und tatsächlich hatte er es. Wir waren gerade zwischen Erichhütte und dem 2. Verpflegungspunkt Arthurhaus, als der Morgen langsam den Kampf gegen die Nacht gewann und der Regen tatsächlich aufhörte. Und fast im selben Moment bot sich uns wieder ein herrliches Naturschauspiel. Im Morgengrauen befanden wir uns plötzlich über den Wolken und bekamen die letzten noch funkelnden Sterne zu sehen, ehe die Sonne dieses Wolkenmeer in einem atemberaubenden Licht zum Leben erweckte. Da war er wieder dieser Augenblick, für den es sich lohnt seine Komfortzone zu verlassen und für eine Winzigkeit blieb die Zeit wieder einmal stehen.

Der Tag erwacht...

...und wir auch

 

 

Der frühe Vogel

 

enjoy

 

 

Apropos Zeit! Die passte ganz gut, hatten wir uns doch bei Markus Eltern gegen 6:30 Uhr in Mühlbach angemeldet. Doch vorher mussten wir noch den Hochkeil erklimmen, bevor wir den langen Downhill nach Mühlbach hinunter rauschen durften und wie es das Schicksal nun mal so will, meldete sich kurz vor Mühlbach meine Verletzung wieder. Das Schienbein begann zu schmerzen und so langsam musste ich mir die Frage stellen. Was machen?

Jedenfalls liefen wir erst einmal gegen 7:00 Uhr in Mühlbach mit einem aufgesetzten Lächeln ein. Markus Familie nahm uns schon herzlich in Empfang und am Verpflegungspunkt stopften wir schnell etwas Essbares in uns hinein. An die Frage, was jetzt machen, hatte ich gar nicht mehr gedacht. Mit Markus an meiner Seite, steuerten wir erst einmal im Walking-Schritt Richtung Seilbahn. Nein, keine Angst, die wollten wir sowieso nicht nehmen. Selbst wenn wir gewollt hätten, ist zu dieser Uhrzeit noch Keiner zur Stelle.

So standen wir am Fuße des Schneebergs, mit seinen 1000 Höhenmetern, um diesen zu bezwingen. Doch vorher kam unser Plan wieder ins Spiel. War einer von uns das Ass, welches noch stechen konnte. Ich war es jedenfalls nicht und da wir uns auch nicht in Richtung Top 20 bewegten, beschloss auch Markus seinen Trumpf nicht auszuspielen.

So kämpften wir uns, wie schon so viele Male, Seite an Seite den Berg hinauf.

Da fällt mir gerade auf, Seite an Seite geht ja gar nicht bei einem Singletrail. Also durfte jeder von uns, immer im Wechsel, das Hinterteil des Anderen bewundern. Nur mal so am Rande ; )

Alles noch ganz locker

 

VP in Mühlbach

 

 

Inzwischen war auch die Sonne heraus gekommen und verwandelte die feuchten Wiesen in eine wahre Saunalandschaft. Jetzt waren wir richtig am Schwitzen, denn es ging in der prallen Sonne direkt die Skipiste hinauf. Da es für eine Weile nur bergauf ging, hielten sich auch meine Schmerzen im Schienbein in Grenzen. Nach 1,5 Stunden des Aufstieges erreichten wir um 9:00 Uhr schließlich den Gipfel. Hier ließen wir es uns nicht nehmen und investierten etwas Zeit in das obligatorische Gipfelfoto. Danach ging es wieder so einen endlosen Downhill hinunter nach Dienten. Auch hier wartete Markus Familie auf uns.

Und nicht nur die, auch eine Trommler-Band sorgte für ordentlich Stimmung und heizte den Massen richtig ein. Nur uns brauchten sie nicht mehr einzuheizen. Bei Temperaturen

von 30 Grad waren wir schon auf Betriebstemperatur und mir war wirklich nicht mehr zum Lachen zumute. Der Schmerz im Schienbein war jetzt mein ständiger Begleiter und das Gedankenkarussell begann sich wieder zu drehen. Es waren ja „nur“ noch 28 Kilometer bis Maria Alm und der nächste Anstieg mit 1000 Höhenmetern wartete schon auf uns. Also ging es weiter und weiter immer den Berg hinauf. Das letzte Stück hinauf zum Hochkasern hatte mich schon beim 1. Hochkönigman bis an meine Grenzen getrieben und sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Dieses Mal war ich zumindest mental viel fitter und war auf dem Gipfel noch Herr meiner Sinne. Mein Laufbuddy Markus hatte bei diesem Anstieg auch schon auf Kampfmodus gestellt und wir wollten das Ding noch irgendwie sauber zu Ende bringen.

Der Weg zum Gipfel

 

 

Das obligatorische Gipfelfoto

 

 

Ein paar Meter hinter dem Gipfel sahen wir schon das nächste „Unheil“ auf uns zu kommen. In schier endloser Entfernung erblickten wir das Statzerhaus auf dem Gipfel des Hundsteins und dort mussten wir hin. Eigentlich waren es nur 4 Kilometer, doch diese kamen uns vor wie 40. Um 13:35 Uhr erreichten wir dann den Hundstein und somit den höchsten Punkt des Rennens. Über mein Schienbein habe ich ja schon genug gejammert, jetzt machte sich aber auch das enorme Trainingsdefizit bemerkbar. Meine Oberschenkelmuskulatur war komplett im Eimer und somit die Trittsicherheit auf dem nun folgenden Abschnitt akut gefährdet. Es ging direkt auf den Kamm entlang Richtung Schwalbenwand. Auf der linken Seite hatte man einen herrlichen Blick hinunter nach Zell mit seinem See und auf der anderen Seite die Berge. Jetzt noch 15 Kilometer bis zum rettendem Ziel und noch Stunden in denen nur noch der Kopf über Sieg oder Niederlage entschied. So nahmen wir Höhenmeter um Höhenmeter um letzten Endes, endlich auf dieser Schwalbenwand zu stehen, und dann waren es noch immer 10 Kilometer bis zum Ziel. Diese führten zwar nur bergab, aber gefühlt waren wir genau so schnell wie bergauf.

Uns ging es nur noch ums „Überleben“ und für mich den körperlichen Schaden irgendwie in Grenzen zu halten. Das änderte sich auch nicht als wir endlich die Forststraße erreichten. Maria Alm schien schon zum Greifen nahe zu sein, doch für uns war es noch so weit weg. Die Kilometer wurden immer länger und das Zeitgefühl war uns komplett entglitten. Als wir dann doch den Asphalt unter den feuchten Schuhen spürten, konnte es ja nicht mehr weit sein.

Das Statzer Haus

 

 

Zell an See

 

 

Ja, und dann machten wir es wie immer. Hübsch machen für die letzten Meter und den Zieleinlauf. Die Start Nummer wurde nochmal gerichtet, die Mütze nochmal in Position geschoben, die Rüstung glatt gestrichen, den getrockneten Sabber vom Mund gewischt und im Formationsflug ging es Seite an Seiten durch die Dorfstraße von Maria Alm. Die zahlreichen Zuschauer in den Restaurants und Cafés peitschten uns so richtig dem Ziel entgegen. Jetzt hatten wir auch unser Lächeln wieder gefunden und das wurde immer größer als wir nach 16:31 Stunden das Festzelt erreichten. Und wie schon bei den Größten, unserer Schlachten ging es Hand in Hand über die Ziellinie. Da unsere Familien schon lange im Ziel auf uns warteten, konnten wir unser Glück sogar mehrfach teilen.

Zum Schluss noch einen kleinen „Rausschmeißer“. Auf den diesjährigen Teilnehmershirts

des Hochkönigman steht hinten in großen Buchstaben: „ Das Sieger geben niemals auf Gefühl.“ Und genau so hat es sich auch angefühlt.

Das Sieger geben niemals auf Gefühl

 

 

Das Bad in der Menge

 

 

Ergebnisse:www.hochkoenigman.run/de/

 

                                                                                          Taucha, den 09.06.2018

 

 

 

13. Bleilochlauf

Die sache mit dem dns

 

Dann will ich mich mal wieder zu Wort melden. Alle, die meine Seite intensiv verfolgen

und den Plan für 2018 vor Augen haben, erwarten jetzt wieder einen kleinen Bericht über

große „Heldentaten“ oder umgedreht. Doch dieses Mal muss ich euch leider enttäuschen.

Es war für mich auch eine Premiere, dass ich auf einen Lauf verzichtet habe, obwohl ich in der Starterliste stand. Schweren Herzens musste ich mein erstes DNS akzeptieren.

Doch wie kam es dazu? Gerade noch die RAD-ACHT bezwungen und dabei 190 Kilometer herunter gerissen, hat diese sich unmittelbar danach erbarmungslos an mir gerächt und mich mit dem schlimmsten aller Flüche gestraft. Schienbeinkantensyndrom, Sehnenentzündung oder wie auch immer. Der Schmerz war jedenfalls fürchterlich und was noch schlimmer war, das einzige was dagegen wirklich hilft, ist Ruhe. Ausgerechnet Ruhe bei einem Ausdauertier und dann noch zu diesem Zeitpunkt. HÖCHSTSTRAFE !!!

Aber wenn man zum Schluss den Krieg gewinnen will, mit dem Olymp vor Augen, kann man mal eine Schlacht verlieren. Inzwischen sind 4 Wochen ins Land gestrichen und so langsam verlässt dieser Fluch meinen Körper und ich wage die ersten zaghaften Schritte. Nun hoffe ich, dass ich einigermaßen schmerzfrei den Hochkönigman bestehen werde und mich langsam Richtung Sparta vorarbeiten kann.

Ein bis zwei schnelle Sachen sind noch vor dem Hochkönigman geplant. Ich halte euch auf dem Laufenden. Bei der Gelegenheit fällt mir wieder einer meiner Lieblingssprüche ein.

Am Ende gewinnt immer das Gute. Und sollte es mal nicht so sein, war es noch nicht das Ende.

 

                                                                                       Taucha, den 03.05.2018

 

 

 

Der Rad-acht-lauf 2.0

Der wohl längste osterspaziergang deutschlands

Karfreitagsprozession oder lieber Osterspaziergang? Ich bin mir nicht ganz sicher, was besser passt und um ein sogenanntes Voting zu starten, da fehlte einfach die Zeit.

Ich denke mal, das Lied (Leid) vom Osterspaziergang trifft es ganz gut, denn von einem Leidensweg kann dieses Mal keine Rede sein, da ging es mir auf kürzeren Strecken schon bedeutend schlechter. Aber „vom Eise befreit“ stimmt auch nicht ganz, denn einige Schneereste waren noch zu finden und „durch des Frühlings holden belebenden Blick...“

Nachdem ich halb erfroren war, müsste ich da auch nochmal nachdenken.

Aber fangen wir mal am Anfang an. Es ist Gründonnerstag, der 29.März 2018 und die Rathausuhr in Naumburg zeigt 17:50 Uhr als langsam die Band des heutigen Abends eintrifft, die ich euch nun kurz einmal vorstellen darf. Als da wäre zu meiner Rechten, der Mann am Schlagzeug, der heute für den Takt zuständig ist. Der Mann, auf den ich mich in den schwierigsten Situationen immer verlassen kann und mit dem ich schon die schwierigsten Schlachten geschlagen habe. Der Mann, der selbst das Matterhorn in den Schatten stellt. Meine Damen und Herren, mein Freund MARKUS.

Als da wäre zu meiner Linken, der Mann an der E-Gitarre, der heute für ein paar Songs die Riffs fliegen lassen soll. Der Mann, der die Kilometer nur so weg ballert. Der Mann, und da lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, der aktuell der schnellste Marathonläufer des Burgenlandkreises ist. Meine Damen und Herren, mein Kumpel FELIX.

Und last but not least, der Mann der heute für den Gesang zuständig ist. Der Mann, der sich immer diese kranken und verrückten Songs ausdenkt. Der Mann, dem kein Weg zu weit ist. Meine Damen und Herren, als da wäre ICH.

Die Band: v.l. Felix, Markus uns ich

Ein kurzes Handshake zur Begrüßung, eine kurze Umarmung und Punkt 18:00 Uhr spielte die Band auf und es wurde auf den ersten Kilometern gleich ordentlich Musik gemacht.

3 Kilometer aus der Stadt raus und schon waren wir auf der fast schon legendären RAD-ACHT unterwegs. Nach 8 Kilometern bogen wir bei Wethau auf den Mühlenwanderweg ein und der erste Schauer ließ nicht lange auf sich warten. Wenig später gab der Himmel noch einmal einen zum Besten. Spätesten da wurde uns klar, Regen und Kälte sind nicht wirklich so toll. Nach 2:18h legten wir die erste musikalische Pause ein. Auf einer Anhöhe bei Osterfeld (KM 22) wechselten wir das erste Mal unser Bühnenoutfit und machten uns fertig für die Nacht. Jetzt folgte der erste mentale Härtetest. 13 Kilometer in absoluter Dunkelheit nur gerade aus und einzelne Schneereste säumten noch den Wegesrand. Da wir aber dieses Mal als 3er Combo auftraten, wechselten wir öfters die Formation. So vergingen diese schier endlosen Kilometer wie im Fluge und wir erreichten nach 36 Kilometern Kretzschau. Nach 3:45h hieß es vorübergehend von einem Bandmitglied Abschied nehmen. Felix, der voll in der Marathonvorbereitung steckt, hatte uns bis dahin bestens begleitet und nun winkte sein planmäßiger Feierabend, vorübergehend selbstverständlich.

Bei Osterfeld, fertig machen für die Nacht
Felix wird verabschiedet

So stürzten wir uns als Duo wieder in die Nacht, doch der Gesang wurde von Kilometer zu Kilometer weniger und verstummte letzten Endes ganz. Markus gab noch immer den Takt an und so liefen wir kontinuierlich Kilometerzeiten von 5:50 Minuten. Als nächstes mentales Zwischenziel hatten wir uns den Mondsee auserkoren, zumindest war dieser vom Eise befreit. Nach 5:10h auf den Beinen und schon ordentlich durchgefroren sehnten wir uns dem ersten großen Verpflegungspunkt in Taucha entgegen. Unsere Uhren zeigten 0:30 Uhr an, als wir nach 64 Kilometern, den schönsten Ort westlich des Ural erreichten.

Meine Familie hatte uns noch gar nicht erwartet, waren wir doch etwas zeitiger dran.

Doch die Verpflegung stand schon bereit und besser noch der Tee war richtig heiß.

Manchmal braucht es eben nicht viel im Leben um glücklich zu sein. Dieses Mal reichte ein warmer Tee und eine Suppe. Eigentlich war für einen Moment die Welt rosarot, wäre da nicht dieser Gedanke, gleich wieder raus in die Kälte zu müssen.

Doch was heißt müssen, nur ein paar Schritte und oben stand mein schönes kuscheliges Bettchen bereit und für Markus war das Gästebett reserviert. Eine wahre mentale Belastungsprobe, zumal ich noch gar nicht richtig drin war in diesem Konzert. Alles fühlte sich irgendwie nicht richtig an und meine Motivation hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Aber ein Ultra ist ja immer ein Auf und Ab der Gefühle und so hoffte ich, dass irgendwann auch meine Motivation wieder steigen würde. Also schlüpften wir noch einmal in ein neues und trockenes Bühnenoutfit und stürzten uns in die Kälte der Nacht.

VP in Taucha, KM 64

Die RAD-ACHT hatte uns wieder, aber nur bis Dehlitz bei KM 73. Hier hatten wir eine kleine Extra-Schleife eingebaut, um auf die nötigen Kilometer zu kommen. So spielte die Band auf dem Saaleradweg von Kleinkorbetha,über Kiechau, nach Weißenfels. Doch an einen mitreißenden Song war nicht zu denken, dieser Abschnitt glich eher einem Trauermarsch.

Nach 9:20h gaben wir ein kurzes Gastspiel in Weißenfels, doch für die zahlreichen Fans war das wohl die falsche Uhrzeit. Es war genau so viel los, wie auf dem anschließenden Abschnitt entlang der Saale Richtung Naumburg. Immer wieder funkelnde Tieraugen im Schein der Stirnlampe und in den Saaleauen gab auch jetzt "Dichter" Nebel einen zum Besten.

In dieser gespenstischen Umgebung spielte Markus ein unglaubliches Solo ab. Mit dem Ziel im Kopf, Verpflegungspunkt 2 am Gasthof Henne, holte er noch einmal alles raus.

Nach 11:25h und 104 Kilometer war für ihn der planmäßige Zeitpunkt gekommen, um die Band zu verlassen. Doch nicht etwa um nach Hause ins schön warme Bett zu flüchten, doch nicht Markus. Er stieg jetzt direkt aufs Fahrrad um, das seine Eltern samt Verpflegung an der Henne bereit hielten. Während ich mich ordentlich stärkte, legte Markus Schicht um Schicht an Kleidung an. 4 Lagen sollten es am Ende sein, denn die Temperatur hatte jetzt mit – 2 Grad ihren absoluten Tiefpunkt erreicht. Ich machte mich inzwischen Solo auf den Weg, mit dem Ziel die nächsten 15 Minuten zu gehen. Doch schon nach 5 Minuten musste ich diesen Plan verwerfen, durch die fehlende Bewegungsenergie war ich nur noch am Zittern. Also weiter im Laufschritt Richtung Freyburg, denn Markus würde mit dem Rad ja recht bald aufschließen.

VP Henne, KM 104
VP Henne, KM 104

So stand ich kurz vor Freyburg und von Markus noch immer keine Spur. Verlaufen oder gar Fahnenflucht ??? Doch nicht Markus, er konnte es selbst nicht fassen, dass ich schon so weit gekommen war. Auf dem Weg nach Laucha erlebten wir wieder so einen spektakulären Sonnenaufgang und „des Frühlings holder belebender Blick“ ließ auch nicht lange auf sich warten. Es wurde endlich wärmer. Erst noch recht zaghaft, doch später von Minute zu Minute. Und 9:00 Uhr, pünktlich zur Frühstückszeit, erreichten wir nach 134 Kilometern Bad Bibra. Hier kam uns unser drittes Bandmitglied Felix mit dem Rad entgegen und lud uns ein, zum Frühstück bei Familie Dreisow. Diese 30 Minuten investierten wir gern, denn diese erlesenen Speisen sollten uns genügend Energie zur Verfügung stellen, um die nächsten Kilometer über oder durch die Finne zu bewältigen. Als ob das nicht schon genug der Gastfreundschaft gewesen wäre, entschloss sich Frau Gastgeberin Antje uns spontan auf den nächsten 21 Kilometern laufend zu begleiten.

Meinen Damen und Herren, ich darf ihnen nun offiziell unser neues Bandmitglied vorstellen. Die Frau, die schon den Rennsteig-Supermarathon zum Beben brachte. Die Frau, die immer wieder aufstehen und kämpfen kann. Meine Damen, meine Herren, ANTJE. Im Nachhinein muss ich sagen, dies war die Schlüsselstelle unseres Osterspaziergangs. Gerade diese Kilometer sind mental die schwersten, doch mit Antje bekam unsere Band die noch fehlende Frauenstimme und so waren die nächsten Kilometer auch die kurzweiligsten. Inzwischen hatte auch Felix, mit dem Rad zu uns aufgeschlossen und wir steuerten als Quartett Großheringen an. Doch in Eckartsberga, am Fuße der Eckartsburg, mussten wir noch einmal einen kurzen Stopp einlegen. Gefühlt lief ich schon seit Stunden mit Blasen an den Füßen, doch jetzt hatten meine Füße keinen Platz mehr in den Schuhen und jeder Schritt war eine Herausforderung für sich. Also musste ich doch mal nachschauen, was das so los ist und diesen Anblick hätte ich mir lieber erspart. Um es mal positiv zu formulieren, es sah nicht gerade vorteilhaft aus. Doch auch hier zauberte Antje spontan ein Ass aus dem Ärmel b.z.w. Schuh und die Reise konnte schmerzfrei weitergehen.

Antje, meine Begleitung über 21 KM
Der Tag erwacht

The next stopp Großheringen, nach 18:45h und 163 Kilometern. Auch dort warteten die Eltern von Markus um die Band, mit jeder Menge Futter bei Laune zu halten.

Hier war für Antje und Felix der Zeitpunkt gekommen, um die Band endgültig zu verlassen.

Aber es war auch ein Neuzugang zu verzeichnen. Meine Damen und Herren, ich darf vorstellen, der Mann am Bass. Der Mann, der die 3-Stundenmarke im Marathon schon geknackt hat. Meine Damen, meine Herren, MARTIN, der Bruder von Markus.

Mit dem nötigen Bass in den Beinen begleitete uns Martin auf den restlichen 27 Kilometern. Doch bis zum großen Finale galt es, noch eine wichtige Entscheidung zu treffen.

Mit Martin geht es den Ziel entgegen
VP Großheringen, KM 163

Würde uns dieses Mal der Weg über die Rudelsburg führen? Es sind bei der RAD-ACHT zwei Varianten möglich, mit oder ohne Anstieg über die Rudelsburg. Vor 2 Jahren hätten wir noch gekniffen, doch jetzt hatten wir ja den nötigen Bass. So gaben wir um genau 14:05 Uhr und nach 170 Kilometern ein exklusives Unplugged Konzert vor dem Löwendenkmal.

Alle die dabei waren, werden sicher noch in Jahren ihren Enkeln davon berichten.

Ich muss zugeben, der Abstieg war dann doch etwas schwerfälliger, aber das Ziel lag schon in Schlagdistanz. Jetzt mussten wir nur noch in Bad Kösen aufpassen, dass uns die Groupies nicht die Kleider vom Leib reißen. Aber unser verschwitztes Outfit wollte nun wirklich keiner haben. So kamen wir fast völlig unerkannt an den Ortsrand von Bad Kösen.

Jetzt nur noch irgendwie, diesen nicht enden wollenden Radweg nach Naumburg meistern. Und wie wir ihn gemeisterten, 3 Kilometer Laufen und 1 Kilometer Gehen im Wechsel. Nach 21:55h war es soweit, die RAD-ACHT XXL war geschlossen und weitere 24 Minuten später folgte, nach 190 Kilometern, das große Finale auf dem Marktplatz in Naumburg. Hier hatten sich unsere Familien eingefunden, um uns in Empfang zu nehmen.

Auf das obligatorische Bad in der Menge und die Sache mit den Groupies haben wir aus familientechnischen Gründen dieses Mal verzichtet.

Unplugged Konzert am Löwendenkmal
Anstieg zur Rudelsburg

Oder, wenn ich den letzten Kilometer mit dem Worten des alten Goethe beschreiben darf:

„Ich höre schon des Dorfs Getümmel. Hier ist des Volkes wahrer Himmel.

Zufrieden jauchzet gross und klein. Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein.“

 

An dieser Stelle noch einmal ein großes DANKESCHÖN an alle, die Teil des wohl längsten Osterspaziergangs Deutschlands waren.

Das wohlverdiente Bierchen danach
Zieleinlauf in Naumburg, nach 190 KM

190 Kilometer

+

1247 Höhenmeter

+

22 Stunden 19 Minuten

=

RAD-ACHT-LAUF 2.0

 

 

                                                      Taucha, den 07.04.2018

 

 

 

 

 

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