www.lauf-junge-lauf.de
www.lauf-junge-lauf.de

Galerie

Meine Bildergalerie aktualisiere ich stetig mit neuen Bildern aus meinem Läuferleben.

 

Zur Galerie

Hier könnte Ihre Werbung stehen.

Großglockner Ultratrail 2016

Die Generalprobe - Eine Runde um den höchsten Berg      Österreich

 

Es ist der 22.Juli, kurz nach 22:00 Uhr als sich die ersten Protagonisten auf den Salzburger Platz in Kaprun einfinden. Auch die beiden Ritter betreten zu diesem Zeitpunkt die Arena, wohl wissend was in den nächsten 24 Stunden auf sie zu kommen könnte.

Nicht ohne Grund haben sich die Beiden genau dieses Schlachtfeld ausgesucht, denn schon seit seiner Premiere im letzten Jahr, gilt der Großglockner Ultratrail mit seinen 110 Kilometern und 6500 Höhenmetern als eine der schwersten und technischsten Herausforderungen im gesamten Alpenraum. Es war also alles angerichtet für die große Generalprobe, vor ihrer finalen Schlacht am Weißen Berg. Sogar der Wettergott war wieder auf der Seite der Tüchtigen und bescherte den über 200 Krieger und Kriegerinnen ideale und trockene Bedingungen. Nach und nach rückten die Zeiger der Uhren immer weiter Richtung Geisterstunde vor und mit jeder Minute wuchs die Anspannung der beiden Ritter. Diese entlud sich genau 24:00 Uhr schlagartig als das Schlachtfeld freigegeben wurde.

Bereit für die Schlacht

Der Tross aus unzähligen, leuchtenden Stirnlampen setzte sich langsam in Bewegung und schon nach wenigen Metern wurde der Asphalt von Kaprun verlassen. Auf schmalen und glitschigen Pfaden schob sich das Heer die ersten 700 Höhenmeter den Berg hinauf und keiner dieser tapferen Krieger traute sich auch nur ansatzweise die friedliche Stille der Nacht zu durchbrechen. Im fast vollem Mondlicht und im Schein ihrer Stirnlampen waren immer wieder die großen Augen vom Weidevieh zu erkennen, das selbst in diesen Stunden noch immer kaute. Kurz vor 2:00 Uhr erreichten die beiden Ritter den Ort Fusch, wo ein paar verirrte Seelen Applaus spendeten.

Und diesen Applaus nahmen sie gerne mit, auf die nächsten 18 Kilometer, denn diese führten nur bergauf. Es galt einen Anstieg von 2000 Höhenmetern zu bewältigen, denn es wartete die Untere Pfandlscharte mit ihren 2633 Metern über dem Meeresspiegel. Doch vorher passierten die beiden Ritter noch den Ort Ferleiten, wo es nach gut 20 Kilometern die erste Verpflegung gab. 3 Stunden waren sie jetzt schon unterwegs und allmählich wurde das Tal immer schmaler und der Anstieg immer steiler. Im Mondlicht waren schließlich die Umrisse diese Bergsilouette zu erkennen, die es zu bezwingen galt und so langsam wurde den beiden Freunden bewusst, warum diese Schlacht als eine der Härtesten gilt.

Aufstieg zur Unteren Pfandlscharte
Die letzten Meter zur Unteren Pfandlscharte

In weiter Entfernung waren immer wieder vereinzelt Stirnlampen zu erkennen, die schon so weit oben in dieser Wand leuchteten. Aus Minuten wurden Stunden, bis auch die beiden Ritter mit ihren Stirnlampen von so weit oben leuchten durften. Doch diese Stirnlampen konnten sie bald ausschalten, denn so langsam brach die Dämmerung herein. Mit letztem Einsatz wurde noch ein Schneefeld durchquert und genau 5:40 Uhr erreichten die beiden Ritter den Gipfel der Unteren Pfandlscharte. Nachdem das erste Gipfelfoto geschossen wurde, folgte der Abstieg Richtung Glocknerhaus, dem 2. Verpflegungspunkt. Doch was die Beiden auf ihrem Weg dorthin erleben durften, werden sie so schnell nicht wieder vergessen. Es sind genau diese Momente, wofür es sich lohnt immer wieder in die Schlacht zu ziehen, sich manchmal zu quälen, seine Stiefel jeden Tag zu schnüren und auch Entbehrungen in Kauf zu nehmen. Es sind diese Momente, die nur wenige Menschen erleben dürfen, der Moment als sich im Hochgebirge die Sonne

langsam über die Bergspitzen schiebt und dieses Panorama in ganz besonderen Farben erstrahlen lässt. Das ist der Moment, in dem für einen Augenblick die Zeit still steht, sich die Haare an Armen und Beinen aufrichten und die Augen zu glitzern beginnen.

Das erste Gipfelfoto
Dieser Moment

Noch völlig paralysiert von diesem Erlebnis und wie in Trance erreichten die beiden Ritter

nach 6:20 Stunden schließlich das Glocknerhaus. An diesem Verpflegungspunkt galt es zu essen, zu essen und nochmal zu essen, denn bis zum Nächsten war es weit und es lagen viele Höhenmeter dazwischen. Die Kilometer 30 bis 54 waren komplett im Hochgebirge über 2000 Meter, aber noch machte die dünne Luft den Beiden nicht zu schaffen. Sie fühlten sich gut, genossen es bei dieser Schlacht dabei zu sein und bereiteten sich langsam auf den Aufstieg zur Pfortscharte vor. Die Pfortscharte mit 2825 Metern, der höchste Punkt der Schlacht, war nach 8:45 Stunden erreicht. Danach ging es noch einmal hinunter und wieder hinauf zur Stüdlhütte, dem 3. Verpflegungspunkt. Anschließend folgte der 10 Kilometer lange Downhill nach Kals. In Kals warteten auf die Beiden nicht nur recht warme Temperaturen, sondern auch der größte Verpflegungspunkt, mit einer richtigen Mahlzeit und der Möglichkeit die Rüstung zu wechseln. Nach über 11 Stunden auf dem Schlachtfeld wechselten sie ihre durchweichten Stiefel und behandelten die ersten Blasen an ihren geschundenen Füßen. Auch der große Teller voller Nudeln tat ihnen richtig gut und versorgte die beiden Ritter mit neuer Energie. Gerne hätten sie hier noch etwas verweilt, aber die Gefahr nicht weiter zu kommen war allgegenwärtig. Genau 11:47 Uhr setzten sie frohen Mutes ihre Schlacht fort, denn mit 60 Kilometern und 4500 Höhenmetern hatten sie schon mehr als die Hälfte geschafft und sie waren sich sicher, noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder auf den Salzburger Platz in Kaprun zu stehen.

Das Glocknertor
Auch Bergsteigen gehört dazu
Es geht mal runter
Noch lachen sie

Auch wenn es für die nächsten 18 Kilometer nur bergauf ging, die beiden Freunde motivierten sich gegenseitig und spulten sogar im Laufschritt Kilometer um Kilometer ab.

Vorbei ging es im Tauern Nationalpark an Wasserfällen, steilen Felswänden, durch Tunnel und über Wiesen bis sie das Kalser Tauernhaus erreichten. Dort genossen die vielen Wandersleute das eine oder andere Kaltgetränk und schauten die beiden Ritter, in ihren Rüstungen nur verwundert an, als sie ihre Wasserbehälter füllten.

Auch dieses lange Tal wurde zum Ende hin immer schmaler und an einen Laufschritt war nun nicht mehr zu denken. Es wurde geklettert, gesprungen und gekrochen, denn große Felsbrocken säumten den „Weg“ der beiden Ritter. Aber auch dieses technisch anspruchsvolle Gelände meisterten sie mit großen Einsatz. Doch die Zeit strich gnadenlos dahin. So wurde das Berghotel Rudolfshütte, am Weißensee Gletscher, erst um 15:30 Uhr erreicht. Auch hier stärkten sich die beiden Freunde ordentlich und beschlossen ihre Regenrüstung anzulegen. Denn der inzwischen leicht einsetzende Regen wurde auf einer Höhe von über 2000 Metern schnell zu einer recht kalten Angelegenheit. Aber auch das Schlachtfeld wurde immer rutschiger und ausgesetzter. Selbst mit ihren Navigationsgeräten hatten sie Mühe den Weg zu finden. Doch spätestens jetzt zeigte es sich, dass es auch ein Segen sein kann, wenn man Seite an Seite kämpft. Die beiden Freunde ergänzten sich gegenseitig prächtig und fanden einen Weg durch diese Einöde, bis die nächste große Prüfung auf sie wartete.

Kurzer Fotostop
Noch ein Fotostop
Es wird schwieriger
Jetzt wird geklettert

Der letzte Anstieg dieser Schlacht auf das 2639 Meter hohe Kapruner Törl. Mit seinen knapp 700 Höhenmetern war dieser Anstieg nicht unbedingt ein Monster, aber er war so brutal, dass die dunkel Seite der Macht immer mehr Besitz von den tapfer kämpfenden Rittern ergriff. Jeder Meter wurde für sie so unvorstellbar lang, dass sie schon jegliches Raum-Zeitgefühl verloren hatten. Sogar die dünne Höhenluft machte ihnen jetzt zu schaffen. Immer wieder mussten sie stoppen, um neue Kraft zu sammeln. Und sie sammelten nicht nur neue Kraft, sie sprachen sich immer wieder neuen Mut zu, auch diese Schlacht erfolgreich zu beenden. Denn obwohl die beiden Ritter es auf diesem Schlachtfeld nie aussprachen, wussten sie es genau. Hätte heute jeder für sich allein gekämpft, wäre die Schlacht womöglich für jeden verloren gewesen. So erreichten sie, nach unzählig gefühlten Stunden des Aufstiegs, doch irgendwann den Gipfel und die dunkle Seite der Macht verschwand, wenn auch nicht für immer.

Gerade noch im Moment der Glückseligkeit, den Gipfel erreicht zu haben, sahen sie schon das nächste Unheil auf sie zukommen. Ein Schneefeld von über einem Kilometer Länge galt es zu durchqueren und das natürlich steil bergab. Immer wieder stürzten die Beiden, sie fielen jedoch weich, standen immer wieder auf und meisterten auch diese Prüfung.

Das Kapruner Törl
Die ersten Meter nach dem Kapruner Törl
Das Schneefeld
Das Schneefeld geht weiter

Jetzt sahen sie schon den ersten der Kapruner Hochgebirgsstauseen mit seiner gigantischen Staumauer, wo sich der letzte Verpflegungspunkt befand. Doch die beiden Ritter befanden sich noch am anderen Ende des See`s, dort wo er entsteht. Es war beeindruckend zu sehen, welche Wassermassen sich die steilen Felswände hinunter stürzten um den See zu füllen. Es war ein unendlich weiter Weg bis sie das Objekt der Begierde erreichten. Die Staumauer, an deren Ende es noch einmal was Leckeres zu essen gab. Von dort gab es auch die frohe Kunde, nur noch 16 einfach zu laufende Kilometer bis zum Ende der Schlacht. Da dieser Abschnitt, für die langsamsten Krieger, mit 2 Stunden angegeben wurde, waren sich die beiden Freunde sicher, diesen auch in dem angegebenen Zeitfenster zu bewältigen. Doch so langsam brach die Dämmerung wieder herein und nur einmal konnten die beiden Ritten das Ende der Schlacht kurz erspähen. Sie gaben noch einmal alles, es konnte ja nicht mehr weit sein. Sie liefen Kilometer um Kilometer, die Uhrzeit raste gnadenlos herunter, doch sie kamen dem Ziel einfach nicht näher. War das, was sie gesehen hatten, eine Fatamorgana oder gar eine Wahnvorstellung. Jetzt wurde ihre Geduld wieder auf eine harte Probe gestellt, denn inzwischen war es wieder Nacht. Die beiden Ritter hatten wieder ihre Stirnlampen auf, waren jetzt schon mehr als 2 Stunden vom letzten Verpflegungspunkt aus unterwegs, doch von den Lichtern Kapruns noch keine Spur. Sie trabten mit einem unguten Gefühl Seite an Seite weiter durch die Nacht und wieder war eine halbe Stunde vergangen, doch von den Lichtern Kapruns noch immer keine Spur. Hatten sie sich verlaufen? Sie hatten schon lange keine Streckenmarkierung mehr gesehen, doch ihre Uhren sagten ihnen sie seien auf dem richtigen Weg. Plötzlich schlossen noch zwei weitere Krieger zu den Freunden auf, und alle Vier beschlossen, diesen Weg weiter zu gehen. Die Moral hatte inzwischen ihren Tiefpunkt erreicht, da weitere 15 Minuten ins Land strichen, ohne ein Licht zu sehen.

Kurz vor dem ersten Stausee
Am anderen Ende angekommen

Als schon keiner mehr damit gerechnet hatte, jemals die Lichter Kapruns zu sehen, standen sie plötzlich vor dem ersten beleuchteten Haus. Dann folgte noch eins und noch eins. Jetzt hatten sie endlich Kaprun erreicht, doch vom Ende der Schlacht noch keine Spur. Fast schon einen ganzen Tag dauerte diese Schlacht, in der die beiden Ritter Seite an Seite kämpften. Und Seite an Seite schritten sie auf dem schmalen Bürgersteig dem Salzburger Platz entgegen. Es war für die Beiden die längste Schlacht des Jahres, die genau um 22:41 Uhr ihr glückliches Ende fand. Genau in diesem Augenblick überquerten sie, die schon seit Stunden herbei ersehnte Ziellinie.

Schnell waren die Schmerzen und Qualen der letzten Stunden vergessen und zurück blieben die grandiosen Erlebnisse, die sie in dieser Schlacht erleben durften. Und natürlich waren sie unheimlich stolz, stolz eine der schwersten und technisch anspruchsvollsten Schlachten erfolgreich beendet zu haben.

Jetzt fehlt den beiden tafer kämpfenden Rittern nur noch ein Sieg, um den Krieg zu gewinnen. Selbst wenn diese eine, noch ausstehende Schlacht für den Einzelnen zu groß werden sollte, wissen die beiden Ritter genau, zusammen können sie es schaffen.

Zieleinlauf nach 110 Kilometern und 6500 Höhenmetern

 

 

Ergebnisse: www.ultratrail.at

                                                                                             Saalbach, den 28.07.2016

 

 

 

 

ZUgspitz Ultratrail 2016

Ausreden zählen nicht

Es hat mal wieder etwas gedauert, diese Zeilen hier zu schreiben, aber ich hatte einfach keine Zeit. Ist doch gerade dieses große, europäische Fußballturnier in vollem Gange, oder es war die letzten Tage einfach zu heiß und dann war es wieder zu kalt. Außerdem ist es nachts immer dunkel und der Goldfisch vom Schwager eines Schwagers ist auch schon wieder trächtig. Ja, und dann ist da noch dieser Brexit, bin ich auch davon betroffen?

Ihr seht, es gibt genug Ausreden eine Sache nicht zu tun und ich könnte noch seitenweise weiter machen. Oder wenn eine Sache nicht so läuft wie man sich das vorgestellt hat, da findet man sie schnell, diese Ausreden, ohne dabei bei sich selbst zu suchen. Ich muss zugeben, wenn ich gewollt hätte, dann wären ein paar Stunden drin gewesen, etwas zu schreiben, doch ich brauchte einfach Zeit, bis ich die Kraft gefunden hatte diese Zeilen hier zu schreiben. Ich muss zugeben, das klingt doch jetzt ziemlich theatralisch, aber mein Kopf und Körper waren einfach leer. Leer wie Flasche. Obwohl ich schon das dritte Mal hintereinander bei Deutschlands Größtem Trailrun Event teilgenommen habe, bin ich immer wieder von diesen Eindrücken so überwältigt, dass mein kleines Gehirn ein paar Tage braucht, um diese zu verarbeiten.

Und besonders Stolz kann ich auch wieder sein, denn ich habe alles gegeben. Es war nicht nur mein drittes Finish, was dieses Jahr nicht gerade selbstverständlich war, lag doch die Ausfallquote bei 50 Prozent, es war auch meine beste Platzierung beim ZUT, mit Platz 40 in der Gesamtwertung. Die Streckenführung war, im Vergleich der letzten Jahre, etwas anders. Sie war mit einer Streckenlänge von 101,6 Kilometern angegeben und brachte stolze 5412 Höhenmeter auf die Waage. Aber gerade bei den Höhenangaben schieden sich die Geister. Viele meinten sie seinen 6000 Höhenmeter gelaufen, ich denke die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Meine Fenix 3 zeigte zum Schluss 5734 HM an. Am Ende war sogar von einem Monster die Rede, das erschaffen wurde. Ein Monster war es nun wirklich nicht. Es war vielleicht eine kleine Bestie, denn das wahre Monster wartet erst Ende August auf mich.

Doch im Hier und Jetzt galt es erst einmal, der kleinen Bestie die Zähne zu ziehen. Und wie schon erwähnt, es war meine dritte Teilnahme, da wollte ich dieses Mal was abliefern, denn Ausreden zählen nicht.

Schon mal Probe stehen
Die Rüstung liegt bereit

Es ist der 18.06.2016 und das Smartphone zeigt 5:25 Uhr an, als es zum Wecken bläst. Ein kurzer Blick darauf und ganz groß ist die Zahl 69 zu lesen. Genau 69 Tage bis zum Ultratrail du Mont Blanc. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg und ein Teil davon liegt direkt vor mir, die Umrundung des Zugspitzmassivs und des Wettersteingebirges.

Einen weiteren Blick wagte ich dann aus dem Fenster und wie es sich für den Freistaat gehört, war dieser in den weiß-blauen Landesfarben geschmückt, noch.

Meine letzter Blick war auf den Stuhl neben mir gerichtet, denn dort lag sie fein säuberlich geordnet, meine Rüstung. Und besonders hervor stach diese Startnummer, denn ich wusste genau, sobald ich diese anlegen sollte, dann werde ich wieder zum Tier, dann werde ich zur Fledermaus. Und so flatterte die Fledermaus, samt Familie dem Startgelände entgegen. 7:15 Uhr dann die obligatorische Zeremonie. Über 600 tapfere Ritter und ….. (mir fällt gerade nicht ein, ob es eine weibliche Form von Ritter gibt) wurden von der örtlichen Blaskapelle Richtung Ortsrand geleitet. Fort an war die Schlacht eröffnet.

Gleich zu Beginn die ersten moderaten Höhenmeter und es dauerte nicht lange bis sich das große Teilnehmerfeld sortiert hatte. Nach 1:02 h erreichte der Dunkle Ritter den ersten Verpflegungspunkt am Eibsee. Hier nahm er nur etwas Flüssigkeit zu sich und marschierte gleich den nächsten Anstieg hinauf.

Die Schlacht hat begonnen
In den frühen Morgenstunden

Dieser war vom tagelangen Regen schon stark gezeichnet und der Dunkle Ritter kämpfte sich zum ersten und nicht zum letzten Mal durch knöcheltiefen Schlamm. Anschließend ging es ohne Kompromisse die Skipiste hinauf.

Hier gesellten sich ein paar Iren um den Dunkeln Ritter und es war die Zeit der Konversationen. Doch hier musste Batman leider passen, die Iren verstanden ihn einfach nicht. Welch seltsames Völkchen, beherrschte doch der Dunkle Ritter die ostdeutsche Sprache perfekt in Wort und Schrift, nur eben die Iren nicht. So beschränkte sich ihre Kommunikation nur auf das Nötigste und sie überschritten die Grenze zum österreichischen Kaiserreich gemeinsam. Wenn es eine Skipiste hinauf geht, dann geht es irgendwann wieder hinunter und nach knapp 20 Kilometern war es soweit. Nicht mit flatterndem Umhang, sondern mit flatternden Knien ging es die Skipiste wieder hinunter zum 2. Verpflegungspunkt an der Gamsalm. Hier stopfte Batman wertvolle Nahrung in sich hinein, denn er war jetzt schon 2:25 h unterwegs. Es folgte in Stück Forststraße und anschließend bekam der Dunkle Ritter etwas Asphalt unter seine Füße, aber alles ging bergab.

Eintritt ins Kaiserreich
...und wieder geht es eine Skipiste hinauf

Anschließend wartete mit fast 1000 Höhenmetern der zweitlängste Anstieg der Schlacht. Batman fühlte sich jetzt satt und zufrieden. Er genoss die herrliche Landschaft, das perfekte Wetter und wunderte sich aber, dass er bei diesem Anstieg kaum andere Ritter überholte. Bergauf überholen und bergab wieder überholt werden. Dieses Prozedere wiederholte sich in den letzten Schlachten ständig, bis auf dieses Mal. Er verschwendete nur kurz einen Gedanken daran, dann konzentrierte er sich wieder auf das Wesentliche seiner Mission. Denn nach dem VP 3, der Pestkapelle, wurde das Geläuf unwegsamer und erforderte volle Konzentration. Aber genau diese Passage liebte der Dunkle Ritter besonders und war um so trauriger, dass dieses Teilstück im letzten Jahr dem Wetter zum Oper gefallen war. Die Baumgrenze war längst erreicht und die Wolken schoben sich in den Berg. Es herrschte eine gespenstische Stille und jetzt war Batman in seinem Element,

er genoss jede Sekunde, die er hier erleben durfte. Einsam erklomm er den ersten Gipfel und die Medizinmänner ganz oben hießen ihn als 44. Ritter Herzlich Willkommen.

Jetzt konnte sich der Dunkle Ritter auch erklären, warum er bergauf niemand mehr überholt hatte, denn so weit vorn hatte er sich nicht erwartet. Deshalb nutzte er gleich die Gelegenheit für einen kurzen Fotostopp, bevor mit der Traverse sein Highlight und der höchste Punkt der Strecke wartete. Der nächste Gipfel war erreicht und hinunter ging es in einer Rutschpartie über ein riesiges Schneefeld. Das man nach 5 Stunden noch so einen Spaß haben kann, hatte er nicht für möglich gehalten. Bis dato war es für Batman auch unmöglich gewesen, mit dem Grippmonster „Speedcross“ einen Berg hinunter zu rutschen, doch das tat er gerade. Über den nächsten Gipfel und schlammige Singeltrails flatterte die Fledermaus dem VP 5, beim Hubertushof, entgegen. Nach 8:03 h und 54 Kilometern war das erste große Zwischenziel erreicht und Batman lag voll in seinem Zeitfenster. Er beschloss, seine durchweichten Stiefel gegen trockene zu tauschen. Diese Zeit investierte er gern, dann für die nächsten Stunden trockene Füße zu haben, war ein unbeschreibliches Gefühl.

 

Im Hochgebirge
Gespenstisch !!!
Über 7 Schneefelder musst du gehn
...und wieder ein Gipfelfoto

Jetzt folgte ein langes und flaches Stück auf dem Radweg entlang Richtung Mittenwald. Obwohl jetzt die Sonne brannte, konnte der Dunkle Ritter auf diesem Teilstück ordentlich Kilometer von der Gesamtdistanz abknabbern. Genau 17:00 Uhr erreichte er den 7. Verpflegungspunkt, am idyllisch gelegenen Ferchensee, nach 68 Kilometern. Ein Blick in die umliegenden Berge verhieß nichts Gutes, denn die Wolkendecke wurde immer dichter und dunkler. Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Himmelsschleusen öffnen würden. Also verschwendete er nicht viel Zeit und machte sich auf den Weg, den neuen Streckenabschnitt zu erkunden.

Denn ab hier sollte der Forststraßenabschnitt durch schmale Pfade ersetzt werden.

Selbst nach einiger Zeit befand sich der Dunkle Ritter noch immer auf einer Forststraße.

Doch dann folgte tatsächlich ein Abzweig und die Wege wurden schmaler und es folgten immer wieder kurze und giftige Anstiege. Jetzt war es an der Zeit, die Mütze auf Kampfmodus zu drehen, denn die nächsten Kilometer taten selbst dem tapfersten Ritter verdammt weh. Da konnte auch der Blick auf das Schloss Elmau, mit all den Schönen und Reichen, nicht den momentanen Schmerz lindern. Nach schier endlosen 11:48 h erreichte, ein vom Kampf gezeichneter Ritter, den 8. Verpflegungspunkt an der Patnachalm.

Hier nahm er sich die Zeit, die er brauchte, um wieder zu Kräften zu kommen. Er stärkte sich mit den erlesensten Speisen, doch einsetzende Krämpfe machten ein Weiterlaufen vorübergehend unmöglich. So ging er die ersten Meter langsam voran und immer den Blick geradeaus gerichtet, auf den letzten gewaltigen Anstieg. Nach 84 Kilometern musste er noch einmal 1000 Höhenmeter am Stück erklimmen. Er quälte sich Meter um Meter die schlammigen Pfade hinauf und seine Gedanken waren jetzt bei seinem Sohn. Auch Batmans Erstgeborener hatte sich dieser Schlacht gestellt. Er setzte jedoch später ein, aber es warteten noch immer 25 Kilometer mit satten 1600 Höhenmetern auf ihn. Und gerade dieses unwegsame Gelände, in dem der Dunkle Ritter sich gerade befand, musste auch sein Erstgeborener meistern. Hatte er es schon geschafft, hatte er sich verletzt, war es vielleicht doch zu viel, Fragen über Fragen kreisten in seinem Kopf. Und ehe er sich versah, wurden die Bäume immer lichter und er erreichte nach 13:13 h den vorletzten Verpflegungspunkt, doch der Gipfel war noch lange nicht erreicht. Es fehlten noch 400 Höhenmeter und jetzt setzte der Regen ein. Batman zögerte keine Sekunde und legte die Regenrüstung an. Es war die richtige Entscheidung, der Regen legte zwar eine kurze Pause ein, aber nur, damit er danach mit voller Wucht zurückkommen konnte.

Der Ferchensee
Schloss Elmau

Es schüttete wie aus Eimern, da half selbst die beste Regenrüstung nichts und der Dunkle Ritter war nass bis auf die Haut. Er realisierte kaum, dass er den Gipfel schon erklommen hatte, denn die Kälte schoss in seine Glieder. Jetzt war ihm alles egal, sein großes Kämpferherz war gebrochen. Er wollte nur irgendwie von diesem Berg und er wollte noch, bevor es richtig dunkel wurde, wieder am Verpflegungspunkt 10 sein. Doch daraus wurde leider nichts, der starke Regen und die einsetzende Dunkelheit zwangen ihn dazu, seine Stirnlampe schon früher aus dem Rucksack zu holen. Da er seine Finger kaum noch spürte, beschloss er auch gleich seine Handschuhe anzuziehen. 22:03 Uhr erreichte die pitschnasse Fledermaus den letzten Verpflegungspunkt. Hier wollte er nicht mehr stoppen, waren es doch nur noch 6 Kilometer bis zum Ende der Schlacht. Doch kurzentschlossen stoppte er doch noch, um eine heiße Suppe zu sich zunehmen. Es war eine weise Entscheidung. Die Suppe, ein wahrer Zaubertrank, erwärmte seinen ausgekühlten Körper. Sie verlieh ihm zwar keine Flügel, doch das Leuchten in seinen Augen kehrte zurück. Auch wenn er jetzt auf den letzten Kilometern bergab wieder überholt wurde, er ließ sich nicht dazu verleiten, noch einmal Gas zugeben. Zu groß war die Gefahr eines Sturzes unmittelbar vor dem Ziel. Kurz vor 23:00 Uhr hatte ihn die Zivilisation wieder. Jetzt waren es nicht einmal mehr 2 Kilometer und die genoss er ganz besonders, denn er wusste, heute hatte er einen raus gehauen und seine Augen bekamen wieder dieses seltsame Glitzern. Die wenigen Leute, die dem Regen trotzten, peitschten den Dunklen Ritter dem Ziel entgegen und dann waren sie da, die letzten Meter. Und wie schon in den unzähligen Schlachten davor, genoss er jeden einzelnen. Er sah schon von Weitem seinen Erstgeborenen und um seinen Hals strahlte das Objekt der Begierde, die Finisher Medaille. Er hatte es auch geschafft und wie. Er erreichte nach 3:56 h das Ziel und der Dunkle Ritter war sich sicher, in dieser regnerischen Nacht war ein neuer Stern am Trailhimmel aufgegangen und dieser leuchtete besonders hell.

Batman selbst überschritt nach 15:48 h erhobenen Hauptes die Ziellinie und fiel seiner Familie überglücklich in die Arme. Heute brauchte er keine Ausreden, heute hatte er den Elementen getrotzt und alles gegeben. Wieder hatte er eine Schlacht geschlagen und wieder hatte er eine Schlacht gewonnen, doch den Krieg noch lange nicht.

 

 

Ergebnisse:www.zugspitz-ultratrail.com

 

                                                                                                        Taucha, den 28.06.2016

 

 

 

Druckversion | Sitemap
© Jens Sperlich

Diese Homepage wurde mit IONOS MyWebsite erstellt.