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Transalpine Run 2015

Inzwischen sind ein paar Tage nach unseren grandiosen Zieleinlauf in Sulden vergangen und so langsam komme ich damit klar, diese gewaltigen Eindrücke auch zu verarbeiten. Diese ganzen 8 Tage liefen wie ein Film in mir ab.

Ein Film mit Happy End und diesen Film hat nicht Hollywood produziert. Nein, die Macher kommen aus München von der Plan B Event Company und sie packten alles rein, was ein guter Film haben muss. Sie nahmen Zutaten wie Leidenschaft, Schmerzen, Freude und Leid. Und sie nahmen die gewaltigste Kulisse, die man sich vorstellen kann, den Alpenhauptkamm. Jetzt fehlten nur noch die Hauptdarsteller und das waren 340 Zweier-Teams und diese kamen aus 33 Ländern. Diese 340 Teams hatten alle ein Ziel. Jeder wollte gemeinsam mit seinem Teampartner nach 8 Tagen,

nach 4 Ländern, nach 268 Kilometern und nach 15650 Höhenmetern im Aufstieg, das Ziel in Sulden erreichen. Ja, und ich war auch einer dieser Hauptdarsteller.

Gemeinsam mit meinem Teampartner Markus stellten wir uns dieser Herausforderung. Wir gingen als BRU Trail Team an den Start.

Etappe 0 - Die Ruhe vor dem Sturm

Auf dem Kalenderblatt war dick und fett zu lesen: 27.08.2015

Die Uhr zeigte genau 13:03 Uhr an,  als unser Mutterschiff den Hof unseren Co-Sponsoren Caravan Rossol in Naumburg verlassen hatte. Das Steuer übernahm Captain Karl, die gute Seele der Mannschaft, mit dem Ziel Oberstdorf. Nach einer langen und zähen Fährt erreichten wir in den frühen Abendstunden den Startort der ersten Etappe. Dann stand uns die erste gemeinsame Nacht im Mutterschiff bevor und am nächsten Morgen war mir klar: Die Mannschaft ist der Hammer, alle hatten einen leisen Schlaf. Das war die Grundlage für eine erfolgreiche Mission.

Nach dem Frühstück ging es erst einmal für 30 Minuten in den Wald, um zu laufen natürlich. Danach stieg die Anspannung allmählich, denn wir machten uns auf den Weg, unsere Startunterlagen zu holen. Dort bekamen wir schon den ersten Eindruck von einer perfekten Organisation. Dann hielten wir sie endlich in den Händen: unsere Startnummer 274, die für die nächsten 8 Tage unser ständiger Begleiter sein sollte. Am Abend folgte dann die offizielle Eröffnung des Transalpine Run 2015. Da war schon das erste Mal Gänsehautfeeling angesagt. Denn ich war einfach nur beeindruckt, beeindruckt  darüber wie viele normale Menschen es gibt, die tausende Kilometer Wegstrecke auf sich nehmen nur um hier dabei zu sein. Sie kamen aus Sage und Schreibe 33 Ländern.

Etappe 1

Oberstdorf - Lech   34,6 km   2083 HM up   1469 HM down

Jetzt war es endlich soweit. Unser großes Abenteuer konnte beginnen und wie ich schon am Anfang erwähnte, hatten die Macher wirklich alles im Griff. Es schien als hätten sie sogar einen Pakt mit dem Wettergott geschlossen. Der Himmel wurde in den typisch bayrischen Farben blau und weiß gestrichen, da lachte sich sogar die Sonne darüber kaputt. Und nicht nur das, sie gab ihr Bestes und schenkte uns schon zum Start Temperaturen von knapp 30 Grad. Die Uhr am Startbogen zeigte 9:58 Uhr an und dann ertönte die AC/DC Hymne „Highway to Hell“. Wie es sich für gute Teampartner gehört, war nun die Zeit für eine letzte Umarmung gekommen, ein letztes Abklatschen und die besten Wünsche für ein gutes Durchkommen. 10:00 Uhr erfolgte dann der Startschuss und mit einem Schlag wich die ganze Anspannung und wir begannen zu laufen. Wie immer hatten wir uns einen Plan oder auch eine Taktik für die nächsten 8 Tage zurechtgelegt. Wir wollten schwach anfangen und stark nachlassen ; )

Die ersten Kilometer ging es auf Asphalt durch die Ortslage von Oberstdorf, im Anschluss liefen wir auf einem Radweg weiter und nach knapp 7 Kilometern wartete die erste richtige Aufgabe, der 8 Kilometer lange und mit über 1200 Höhenmetern versehene Aufstieg zur Fiderescharte. Auf dem Weg dorthin, wurden wir von Landsmännern aus der Heimat eingeholt. Gemeinsam liefen wir mit den Naumburger Meistern bis zum ersten Verpflegungspunkt bei KM 11. Wir stärkten uns, nahmen uns Zeit für ein paar Fotos und schon ging es weiter. Danach trennten und kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Als wir dann die 2190 Meter hohe Fiderescharte erreichten, nahmen wir uns die Zeit für das erste gemeinsame Gipfelfoto, dem noch unzählige andere folgen sollten. Im weiteren Verlauf ging es über herrliche Trails in einem ständigen Auf und Ab Richtung Verpflegungspunkt 2. Obwohl ich gerne bei heißen Temperaturen laufe, machten sie mir ausgerechnet jetzt Probleme. Trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr kam es mir vor, als würde ich innerlich verbrennen.

Mein Teampartner Markus drosselte inzwischen etwas das Tempo, so dass ich noch mithalten konnte und wir gemeinsam, mit den Naumburgern Meistern, den 2.Verpflegungspunkt erreichten. So wie ich mich gestärkte, musste ich auch alles wieder in die Toilette geben. Mein Magen rebellierte und es waren noch lange 9 Kilometer ins Ziel. Von dem gemeinsamen Zieleinlauf mit den Naumburger Meistern hatten wir uns auch schon verabschiedet, waren diese ja schon weiter gelaufen. So schleppten wir (na gut, ich mich) bis nach Lech, wo doch noch kurz vorm Ziel die Naumburger Meister auf uns warteten. So beendeten wir gemeinsam nach 5 Stunden und 44 Minuten diese erste Etappe und nahmen im Anschluss gleich ein Bad im eiskalten Gebirgsbach.

Etappe 2

Lech - St.Anton   24,7 km   1899 HM up   2042 HM down

Vom Papier her war diese Etappe die kürzeste, aber nicht unbedingt die einfachste.

Fast die ganze Etappe führte durchs Hochgebirge, oberhalb der Baumgrenze. Es warteten steile Anstiege, seilversierte Abschnitte und zum Teil ausgesetzte Trails.

Gleich nach dem Start um 8:00 Uhr ging es knapp 1000 Höhenmeter hinauf zum Rüfikopf, wo an der Bergstation auf 2350 Metern die erste Verpflegungsstation wartete. Wie schon am Vortag erreichten wir diese gemeinsam mit den Naumburger Meistern. Der Wettergott war noch immer auf unserer Seite und packte wieder ein paar Grad drauf. Obwohl wir uns jetzt an das heiße Wetter gewöhnten, hatte ich noch immer etwas Probleme, schneller zu laufen. So mussten wir unsere Landsleute immer wieder ziehen lassen. Aber die  Ausblicke in dieser Höhe und die einmalige Landschaft ließen so manchen Schmerz vergessen. Mit der Rauhekopfscharte und dem Erlijoch erklommen wir noch zwei weitere Gipfel bevor es hinunter ging zur Erlachalpe, dem 2.Verpflegungspunkt. Danach folgte der Aufstieg zum Valfagerjoch, mit 2543 Metern der höchste Punkt des Tages. Auf dem Weg dorthin galt es, die seilversierten Abschnitte zu bewältigen. Aber auch das war leichter als gedacht.

Zum Ende der Etappe folgte dann der finale Downhill nach St.Anton.

Auf 7 Kilometern ging es 1260 Meter nach unten. Auch dieses Mal wollten wir gemeinsam mit den Meistern aus Naumburg einlaufen, doch diese gaben 3 Kilometer vorm Ziel noch einmal richtig Gas und ließen uns eiskalt stehen. Nach 4:53 Stunden erreichten wir das Ziel in St.Anton und belegten wie am Vortag den 32.Platz bei den Männern. So sehr wir diese Etappe auch genossen hatten, wurmte es uns, dass wir  kurz vorm Ziel von den Naumburgern Meistern so abserviert wurden. Eigentlich wollten wir als BRU Trail Team gemütlich durch die Berge joggen und dann so etwas.

Die Meister aus Naumburg wussten da noch nicht, was sie angerichtet hatten.

Bis zu diesem Zeitpunkt schlummerte sie noch friedlich in uns, doch jetzt hatten sie die Bestie in uns geweckt. Schließlich waren wir The Knights on Trail.

Etappe 3

St. Anton - Landeck   39,9 km   2019 HM up   2494 HM down

Mit dem heutigen Tag sollte der TAR für uns erst richtig beginnen, denn die nächsten zwei Etappen waren lang und hart. Und nur echte Ritter konnten sich dieser Herausforderung stellen. Also legten wir in den frühen Morgenstunden des 31.08.2015 wieder unsere Rüstung an und waren, bereit in die Schlacht zu ziehen.

Wir waren uns unserer Aufgabe bewusst, heute sollte das Imperium zurück schlagen.

Der Startschuss für diese 40 km ertönte 7:00 Uhr und wie die zwei Tage zuvor ging es erst einmal den Berg hinauf. Doch diese Etappe war komplett anders als die Etappen zuvor. Es ging nicht ins Hochgebirge und die Anstiege waren auch nicht so lang. So erreichten die beiden Ritter den 1.Verpflegungspunkt nach 11 Kilometern noch relativ entspannt. Danach folgte ein fast 9 Kilometer langes Flachstück und jetzt gaben die tapfer kämpfenden Ritter richtig Gas. Jeder Kilometer wurde in 4:30min gelaufen und die Lücke zu den Naumburger Meistern wurde größer. Im Anschluss folgte gleich ein Anstieg die Skipiste hinauf und die beiden Ritter ließen nicht locker und kämpften sich hinauf. Den Berg rauf, das beherrschten sie perfekt. Doch hinunter, da hatten sie noch ihre Defizite und wurden hin und wieder von anderen Teams überholt. Das Ziel in Landeck schien schon zum Greifen nahe, da ging es immer wieder kleine kurze Anstiege hinauf. Diese kleinen gemeinen Dinger kosteten den beiden Rittern richtig viel Kraft und die Sonne brannte die letzten Energiereserven aus ihren geschundenen Körpern. Nach 5:54 Stunden hatte dieser harte Tag ein Ende und sie erreichten erschöpft das Ziel in Landeck. Nur 3 Minuten später folgten die Naumburger Meister. Aber das war den Knights on Trail relativ egal, denn sie hatten alles gegeben und sie hatten die richtige Mischung aus schnellem Lauf, Spaß und Erlebnis gefunden.

Etappe 4

Landeck - Samnaun   45,7 km   2861 HM up   1842 HM down

Die 4. Etappe trug den Beinamen „Königsetappe“ und das hatte sie zurecht verdient, schließlich war sie nicht nur die längste Etappe, sie hatte auch die meisten Höhenmeter und als kleine Zugabe sollte es ein letztes Mal richtig heiß werden.

Ja, das heiße Wetter der ersten drei Etappen war gnadenlos zu allen Kriegern dieser

Jahrhundertschlacht. Es gab schon über 100 Opfer zu beklagen. So viele Teams waren schon nicht mehr zusammen und mussten diese Schlacht aufgeben. Aber die Knight on the Trail waren noch dabei und das erfüllte sie mit Stolz.

Wie schon am Vortag wurden sie 7:00 Uhr in die Schlacht geschickt und gleich zu Beginn wartete der längste Anstieg, den die beiden Ritter je gemeistert hatten.

Auf 11 Kilometern galt es 1650 Höhenmeter am Stück zu überwinden. Auch diese Aufgabe meisterten die beiden grandios. Sie trieben sich immer wieder gegenseitig an ohne dabei den Blick für diese einmalige Landschaft zu verlieren.

Als sie den Gipfel des Fisser Jochs auf 2432 Metern erreicht hatten, mussten die beiden Ritter auch schon wieder hinunter um dann mit dem Aufstieg zum höchsten Punkt dieser Schlacht zu beginnen. Es wartete mit einer Höhe von 2787 Metern die Ochsenscharte. Aber diese einmaligen Trails und das herrliche Kaiserwetter ließen den Aufstieg zu einem besonderen Erlebnis werden. Danach ging es wieder sehr steile 1000 Meter nach unten und die Oberschenkel der beiden Ritter drohten zu explodieren. Jetzt waren es nur noch 9 Kilometer bis Samnaun, aber genau diese 9 Kilometer taten verdammt weh. Während der Schwarze Ritter immer besser zu Recht kam, hatte Ritter Markus Probleme, das Tempo zu halten und war der Erschöpfung schon ziemlich nahe. Aber genau da zeigte sich, ob die beiden ein gutes Team waren und das waren sie leibhaftig. Während der Schwarze Ritter etwas langsamer machte und versuchte seinen Freund zu motivieren, setzte dieser mit einer unglaublichen Energieleistung die letzten Kraftreserven frei und gemeinsam wankten sie nach 7:03 Stunden in Samnaun über die Ziellinie. Dort wartete, wie an jedem Ziel, ihr Captain Karl. Dieser hatte wie immer alles rundum organisiert und versorgte die Beiden mit reichlich Getränken. Während Ritter Markus noch immer total erschöpft in seinem Liegestuhl saß, spazierten nur 2 Minuten später locker und leicht die Naumburger Meister über die Ziellinie. Da brach für die Knights on Trail eine Welt zusammen. Das konnten sie irgendwie nicht begreifen. Aber jetzt hatten sie schon über die Hälfte dieser Schlacht geschafft und nur das zählte. Und jeder weitere Tag brachte sie ihren großen Traum ein Stück näher.

Etappe 5

Bersprint Samnaun   6,3 km   731 HM up   60 HM down

Die 5. Etappe war der sogenannte Ruhetag, denn es stand nur der Bergsprint auf dem Programm. 6,3 Kilometer ohne Kompromisse den Berg hinauf, wobei die ersten

zwei Kilometer davon noch flach waren. Eine Etappe wie gemacht für die Knights on the Trail und so traten die beiden Ritter dieser Etappe auch relativ selbstbewusst gegenüber. Gestartet wurde in umgekehrter Reihenfolge der Gesamtwertung und im Abstand von 20 Sekunden. 10:00 Uhr ging es für die ersten Teams schon los und 11:16 Uhr machten sich die beiden Ritter auf den Weg, den Berg so schnell wie möglich zu bezwingen. Die vor ihnen gestarteten Naumburger Meister holten sie recht schnell ein und dann peitschten sie sich gegenseitig durch den Regen den Berg hinauf. Nach 54 Minuten und 40 Sekunden erreichten beide das 2499 Meter hohe Ziel der Bergstation. Ritter Markus hatte wie immer alles gegeben und rang noch nach Luft, doch dann freuten sich beide über ihr bestes Ergebnis. Sie belegten den 14. Platz in der stark besetzten Männerkonkurrenz.

Etappe 6

samnaun - scoul   37,1 km   2064 HM up   2690 hm down

Jetzt kämpften die beiden Ritter schon 5 Tage lang Seite an Seite und so langsam hatten sie sich an den täglichen Rhythmus aus Laufen, Essen und Schlafen gewöhnt. Sie konnten sich ein Leben außerhalb dieses Schlachtfeldes gar nicht mehr vorstellen. Doch zu Hause warteten ihre Familien und diese wollten die Knights on Trail bald wieder in ihre Arme schließen. Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, waren die Wetterprognosen für diesen Tag alles andere als gut und das ausgerechnet auf dieser Etappe, führte sie doch ausschließlich durchs Hochgebirge. Doch dann kam alles ganz anders.

Pünktlich zum Start war der Regen verschwunden und das sollte auch bis zum Nachmittag so bleiben. Es strahlte sogar ab und zu die Sonne vom weiß-blauen Himmel. Da Samnaun schon auf einer Höhe von 1828 Metern liegt, dauerte es nicht lange, bis die beiden Ritter die Baumgrenze erreichten. Beide fühlten sich heute richtig gut und genossen jeden einzelnen Meter auf den Trails. Nachdem die ersten 3 Gipfel erklommen wurden, folgte ein längerer Abstieg zum 2.Verpflegungspunkt und allmählich begriffen die Knights on Trail, dass sie bergab kaum noch überholt wurden. Im Gegensatz zu den ersten Tagen dieser Schlacht, hatten sich die Beiden in diesem Bereich deutlich verbessert. Jetzt mussten sie noch einmal hinauf auf 2730 Meter und dann folgte der brutale Downhill nach Scoul. Auf 10 Kilometern rauschten sie anschließend 1500 Meter in die Tiefe. Das hinterließ bei Ritter Markus deutliche Spuren. Seine Füße schmerzten gewaltig und hatten schon wunde Stellen. Doch er biss abermals auf die Zähne und so konnten Beide das Ziel nach 5:18 Stunden erreichen. Danach folgte erst einmal ein Blick auf die geschundenen Stellen, denn die Strümpfe hatten sich schon rot gefärbt. Jetzt waren die Medizinmänner gefragt,

aber auch diese verstanden ihr Handwerk ausgezeichnet und bekamen Ritter Markus wieder hin. Die Knights on Trail waren noch im Rennen und es waren nur noch 2 Etappen. Es waren es nur noch 80 Kilometer bis zum Sieg.

Etappe 7

scoul - st.valentin   37,8 km   1633 hm up   1376 HM down

Die 7. Etappe war den Knights on Trail wieder wie auf den Leib geschrieben.

Ein ersten 6 Kilometer flach und einfach, danach 10 Kilometer und 1200 Höhenmeter den Berg hinauf, oben ein paar kleine Wellen und zum Schluss wieder 1000 Höhenmeter nach unten. Den Plan hatten die beiden Ritter schnell geschmiedet. Auf dieser Etappe wollten sie noch einmal Gas geben, ohne dabei den Blick für die Schönheit der Berge zu verlieren und was sie auf dieser Etappe zu sehen bekamen, kann man einfach nicht mit Worten beschreiben. Nach 13 Kilometern erreichten die beiden Freunde die Ulina Schlucht und sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie gelähmt vor Ehrfurcht liefen sie einen, über 100 Jahre alten, Weg durch die Felsen und immer den Abgrund vor Augen. An ein schnelles Laufen war jetzt überhaupt nicht zu denken, denn ihre Augen füllten sich immer wieder mit einer seltsamen Flüssigkeit. Die Knights on Trail genossen jede einzelne Sekunde, die sie hier unterwegs waren und ihnen war bewusst, wie dankbar sie sein müssen, um das hier erleben zu dürfen. So nach und nach wurde die Schlucht wieder breiter und an deren Ende eröffnete sich eine herrliche Hochebene. Durch die niedrigen Temperaturen der Nacht waren die umliegenden Gipfel der Berge leicht an gezuckert und das sorgte für das nötige Farbenspiel. War das hier oben schon das Paradies?

Obwohl die Verlockung groß war, hier oben zu verweilen, es war nicht das Paradies.

Denn dieses war für die Knight on the Trail nur noch wenige Kilometer entfernt.

Über den Schafberg, mit 2409 Metern höchster Punkt des Tages, ging es hinunter noch St.Valentin. Nach 5:18 Stunden war auch die vorletzte Etappe geschafft und der Vorsprung auf die Naumburger Meister war inzwischen deutlich angewachsen.

Etappe 8

st.valentin - sulden   39 km   1600 Hm up   1300 Hm down

Schon am Vorabend der letzten Etappe teilten die Verantwortlichen den noch verbliebenen 207 Teams die Entscheidung mit, dass eine alternative Route gelaufen werden sollte. Die Schneefallgrenze war inzwischen unter 2500 Meter gesunken, so dass die Überquerung der Tabarettasscharte mit ihren 2880 Metern ein zu großes Sicherheitsrisiko darstellte. So mussten die Knights on the Trail nur noch 39 Kilometer in Angriff nehmen. Sie wussten nicht, wie oft sie schon die lächerliche Distanz von 39 Kilometern gelaufen waren, aber sie wussten diese 39 Kilometer werden längsten ihres Lebens. Genau 7:00 Uhr wurde das große Finale gestartet und das geschrumpfte Starterfeld nahm im Nieselregen langsam Bewegung auf.

Es folgten 20 flache Kilometer, die die Knights on Trail ganz entspannt laufen wollten. Doch ganz so entspannt war das für den Schwarzen Ritter nicht, denn der Magen machte ihm wieder zu schaffen. Nach gut 5 Kilometern musste er sich wieder in die Büsche schlagen und danach war er wieder mitten drinnen, in dieser Schlacht.

Mit jedem Meter kamen nun die beiden Ritter ihrem großen Ziel ein Stück näher und jetzt begriffen so langsam, dass sie es schaffen werden. Nur noch ein letzter Anstieg lag vor ihnen, doch diesen nahmen sie kaum war, obwohl noch einmal 1000 Höhenmeter zu meistern waren. Die beiden Ritter kletterten und kletterten, bis jemand urplötzlich von der Seite ihnen zu rief, dass sie den höchsten Punkt schon erreicht hatten und es nur noch 6 Kilometer bis Sulden sind. Was war das für ein bewegender Moment. Sie schrien ihre Freude heraus und ihre Augen begannen wieder seltsam zu glitzern. Einige Minuten später mussten sie sich noch einmal durch knöcheltiefen Morast kämpfen, aber die Tafel mit der Aufschrift „3 km to go“ verlieh ihnen noch einmal Flügel (das war jetzt keine Schleichwerbung). Nach 8 Tagen hatten sie nun schon 265 Kilometer in den Beinen, was waren da noch diese 3 lächerlichen Kilometer. Eigentlich ein Nichts. Doch nicht so für die Knight on the Trail. Sie füllten diese 3 Kilometer mit unendlichem Stolz. Stolz waren sie auf ihre Teamleistung und was man alles mit einem eisernen Willen, der dazugehörigen Leidenschaft und der nötigen Ausdauer erreichen kann. Einen Kilometer vor Ende der Schlacht wartete Captain Karl auf die beiden Ritter, um ihnen eine neue Rüstung für den Zieleinlauf zu verpassen. Jetzt schritten sie gemächlich dem Ziel entgegen. Sie wollten jede, auch noch so kleine Sekunde, dieses Sieges auskosten. Dann war es soweit, der große Moment. Der Teppich war schon ausgerollt, als die Knights on the Trail die Halle zu Sulden betraten. Sie konnten nicht mehr klar denken, alles lief ab wie im Rausch.

Die Scheinwerfer, die vielen Menschen, alles drehte sich und dann fielen beide auf ihre Knie, um genau 11:51 Uhr die größte und schönste Schlacht ihres Lebens zu beenden. Sie fielen sich in die Arme und wussten, was sie vollbracht hatten.

Während andere Zeitgenossen sich mit Titeln wie Professor, Doktor oder Sir schmücken, dürfen sich die Knights on Trail jetzt Finisher des TRANSALPINE Run nennen und das ein Leben lang. Auch jetzt begannen die Augen des Schwarzen Ritters wieder so seltsam zu glitzern und wo er auch hinschaute, er sah überall das  gleiche Bild. Er sah Gesichter erfahrener und gestandener Ritter mit Tränen in den Augen und dann sagte er sich wieder: „Manchmal dürfen auch Ritter weinen.“

 

An dieser Stelle ist es wieder einmal an der Zeit DANKE zu sagen.

Ein großes Danke meiner Familie, die mich immer ertragen müssen.

Ein großes Danke meinen Teampartner und Freund Markus für diese geile Zeit.

Ein großes Danke an Captain Karl, ohne ihn wären wir sicher nicht so erfolgreich gewesen.

Ein großes Danke unseren Sponsoren: BRU Security, Caravan Rossol, dem Naumburger Tageblatt und unserem Physiotherapeuten Matthias Grunwald.

Ein großes Danke euch allen, die uns die Daumen gedrückt und mitgefiebert haben.

 

PS.: Für diese 268 Kilometer und 15650 Höhenmeter benötigten wir insgesamt 39 Stunden und 21 Minuten. Wir belegten in der Gesamtwertung den 57.Platz und in der

AK Männer den 22. Platz

 

Ergenisse: www.transalpine-run.com

                                                                                               Taucha, den 11.09.2015

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