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24h Mad Chicken Run

Ein Verrücktes Huhn Rennt selten allein

 

 

Es ist vollbracht, das große Finale meiner diesjährigen Dig Deeper Tour. Aber was war das doch für ein chaotisches Jahr, da brauche ich euch nichts mehr darüber zu sagen.

Auch ich musste meine Pläne umstellen, manche Sache konnte ich durchziehen und für einige musste ich mir etwas Neues ausdenken. So war es im Großen und Ganzen doch noch ein richtig geiles Läuferjahr geworden. Rückblickend bin ich sogar dankbar, dass es so gekommen ist. Mein großes Finale wollte ich beim Taubertal 100 zelebrieren, doch dieser wurde ja auch abgesagt. So schaute ich mich nach Alternativen um und bin irgendwie auf den Mad Chicken Run aufmerksam geworden. Ich spürte sofort, dass da jemand ganz viel Herzblut und Leidenschaft in diese Veranstaltung steckte. Nach einer kurzen Kontaktaufnahme mit dem Chefgockel Peter war klar, da will ich dabei sein. Daran änderte sich auch nichts, als wenig später die DUV, am gleichen Wochenende, in rund 150 Kilometer Entfernung, ihren 24 Stunden Lauf veranstaltete. So rannten wahrscheinlich die verdammt Schnellen in Bernau ihre Runden, doch die richtig coolen Leute trafen sich am 3. Oktober in Hänchen. Oder soll ich lieber sagen, Verrückte Hühner. Und schon sind wir beim Thema. Hänchen ohne H natürlich! Das liegt am Rande des Spreewaldes und ist zumindest Motocross-Freunden ein Begriff. Und genau auf diesem Areal fand der 1. Mad Chicken Run statt. Es standen 2 Streckenvarianten zur Auswahl, zum Einem hatte man die Möglichkeit 24 Stunden auf der knapp 2 Kilometer langen Motocross-Strecke seine Runden zu drehen. Zum anderen gab es noch die 2 Kilometer flache Variante über Rad -und Waldwege. Schon lange vorher hatte ich mich für die flache Variante entschieden. Ich wollte mal sehen, wie viele Kilometer so in den 24 Stunden zusammenkommen können.

So traf ich, mit meinen 2 Mädels, am späten Freitagnachmittag auf dem Motocross-Gelände in Hänchen ein. Und noch ehe ich mir ein Überblick verschaffen konnte, kam auch schon Chefgockel Peter und begrüßte mich herzlich. Obwohl ich Peter bis dato nur über die Sozialen Medien kannte, war mir der Chefgockel sofort sympathisch, und das will was heißen.

Da bis zum Briefing noch etwas Zeit war, nutzte ich diese und wanderte mit meinen 2 Mädels die Strecke ab. Da es mein erster 24h Lauf war, hatte ich auch keinen Vergleich, ob die Runde nun anspruchsvoll war oder nicht. Aber sie hatte Wurzeln! Und bei meinem Geschick ahnte ich schon wieder schlimme Sachen.

So nach und nach trafen noch ein paar verrückte Hühner zum offiziellen Briefing ein. Wirklich viel Neues gab es da nicht mehr zu erfahren, da das meiste schon vorher online kommuniziert wurde. Es war vielmehr ein gemeinsames Einstimmen auf den nächsten Tag.

Und dieser beginnt ja immer mit den ersten Hahnenschrei (was für eine herrliche Überleitung, da könnte ich mich wieder selber feiern ; ).

Ich weiß jetzt nicht genau, wann Chefgockel Peter den ersten Hahnenschrei losgelassen hatte, oder ob er überhaupt geschlafen hat. Jedenfalls war er auch schon wieder präsent, als ich die Hühnerwiese betrat. Dann richtete ich mir noch schnell mein persönliches Hauptquartier an der Strecke ein. Also Klappstuhl auf, Tasche drauf, fertig.

Schaute ich rechts und links, bekam ich schon fast ein schlechtes Gewissen. Da entstanden

gerade richtige Zeltburgen und die Betreuerstäbe hatten schon fast Nationalmannschaftsniveau. Mir sollte das nur recht sein, denn hier ging in der Nacht garantiert der Hahn ab, da war ich mir sicher. Das Ganze erinnerte mich ein bisschen an Leadville, dort war an den Verpflegungspunkten auch immer Party angesagt.

Ja, und Punkt 10:00 Uhr waren auch die letzten Hühner wach. Mit einem ohrenbetäubenden

Gackern und Kikeriki wurden endlich die verrückten Hühner losgelassen. Verrückt muss man schon ein bisschen sein, wenn man 24 h immer im Kreis läuft. Doch an die 24 Stunden verschwendete ich erst einmal keinen Gedanken. Immer nur laufen und laufen.

Laufen in seiner reinsten Form sozusagen, denn das Gute bei einem 24 Stunden Lauf, man braucht nichts weiter mitschleppten als sich selbst. Essen und Trinken gab es nach jeder Runde und die persönlichen Sachen standen ja auch nimmer parat.

Ich merke gerade, ich schweife schon wieder ab, war doch der Startschuss schon gefallen.

Aber ich muss noch kurz auf das Wetter eingehen. Am 3. Oktober, nachmittags 25 Grad und Sonnenschein, was will man mehr. So brauchte ich auch nicht lange überlegen, in welches Federoutfit ich schlüpfe. Es war das gute Sommeroutfit angesagt, als ein Hauch von Nichts.

So, nun aber wieder zur ersten Runde, auf der sich gerade der ganze Hühnerhaufen befand.

Als stolzer Hahn gab ich mir natürlich richtig Mühe, dass die ganze Sache auch gut aussah.

So hielt ich relativ konstant einen Schnitt von 5:30 Minuten pro Kilometer und passte auf, dass ich nicht zu sehr ins Schwitzen geriet. Obwohl die Runde ja immer die Gleiche war, wurde es mir trotzdem nie langweilig, schließlich waren genug Hühner auf der Strecke und sorgten für Unterhaltung. Das mit dem manuellen Runden zählen, funktionierte auch besser als ich dachte, aber ich zählte zur Sicherheit lieber mit, man weiß ja nie.

Als ich mich der Marathon-Marke näherte, merkte ich so nach und nach, dass das heute kein

Selbstläufer wird. Irgendwie fühlten sich die Oberschenkel nicht gut an und die Muskeln begannen schon leicht zu schmerzen. Das war so überhaupt nicht geplant, sollte es doch zumindest bis Kilometer 100 noch richtig lässig aussehen. Was aber noch viel schlimmer war,

mein Kopf schien auch nicht den besten Tag zu haben. Als es über die 60 Kilometer Marke ging, übernahm ich zwar die Führung, doch ich hatte absolut keinen Bock noch weitere Runden zu drehen. Mit knapp 6 Stunden hatte ich ja noch nicht einmal ein Viertel der Zeit geschafft. Ich wollte nur, dass meine Crew wieder hier aufschlägt und mich mit nach Hause nimmt. Noch bevor dies der Fall war, trat ich mir in Gedanken, erst einmal selbst in den

Allerwertesten. Als Suppenhuhn wollte ich hier nun wirklich nicht enden, so besann ich mich wieder auf meine Stärke, quälen bis zum Umfallen und hoffte, dass diese Phase schnell ein Ende nahm. Ja, und dann standen meine zwei Mädels da. Jetzt war aber Aussteigen keine Option mehr, und ich belohnte mich erst einmal mit den mitgebrachten Gebrannten Mandeln. Ich biss mir daran fast die Zähne aus, aber der „Zaubertrank“ wirkte.

Der gallische Hahn war wieder auf Spur und setzte das Kreiseln fort. Ja, dieses immer im Kreis rennen, ist dann doch nicht ganz ohne. Mir kam es schon so vor, als ob ein Bein etwas kürzer geworden war. Wenn das so weiter ging, würde ich nach den 24 Stunden ein perfektes Hang-Huhn abgeben, da war ich mir sicher. Aber noch war es nicht soweit und langsam brach die Dunkelheit herein und das kleine gallische Dorf lief zu Höchstform auf.

Die Grills brannten, das Bier floss, der Sound dröhnte aus diversen Boxen und die verrückten Hühner drehten durch. Nach 10:08 Stunden war ich im dreistelligen Bereich, ich hatte die 100 Kilometer Marke geknackt. Ich war zwar deutlich langsamer als ich wollte, mir ging es richtig besch…, aber ich hatte die Führung ausgebaut. Sollte ich etwa gew…? Ich versuchte

diesen Gedanken gleich wieder auszublenden, denn ich war ja noch nicht einmal in der Todeszone. Mit Todeszone bezeichne ich immer die Zeit von 0 Uhr bis 4 Uhr.

Diese ist für mich immer besonders hart und erst wenn ich da durch bin, erst dann wollte ich diesen Gedanken wieder zulassen. Und ehe ich mich versah, war ich mittendrin in der Todeszone. Als ob dies nicht schon schlimm genug gewesen wäre, öffnete jetzt auch noch der Himmel seine Schleusen und es begann zu regnen. Für die wenigen noch verbliebenen Hühner auf der Strecke war das schon ordentlich Wasser, was da von oben kam.

Doch für mich, der den Spartathlon 2018 überlebt hatte, war das höchstens etwas Nieselregen. Doch diesem widmete ich meine Aufmerksamkeit und vergas dabei die besagte Wurzel, die ich eingangs erwähnte. So nahm das Schicksal wieder seinen Lauf und ich glaube, ich war das erste Huhn, was auf dem Schnabel landete. Nun sah ich zwar nicht mehr aus wie aus dem Ei gepellt, doch ich konnte meine Runden unbeschadet fortsetzen.

Da fällt mir gerade ein, was machte eigentlich Chefgockel Peter in der Todeszone?

Der war auch hier allgegenwärtig und präsent. Meinen allergrößten Respekt dafür, das kenne ich von anderen Veranstaltungen auch ganz anders. Mit dem Erreichen der 100 Meilenmarke, verließ ich auch die Todeszone. 18 Stunden und 45 Minuten rannte ich jetzt schon im Kreis und war es an der Zeit, um zu schauen, wie der Gallische Hahn so im Rennen lag. 14 Runden Vorsprung lautete die Antwort der Rundenzähler.

Mit einem lauten Kikeriki nahm ich diese Info entgegen und der Gedanke vom Gew… hatte jetzt einen festen Platz in meinem Kopf. Als dann auch noch der Morgen über die Nacht gesiegt hatte, erfüllte es meine Hühnerbeine noch einmal mit neuer Kraft.

So konnte ich seit einer Ewigkeit mal wieder 2 schnelle Runden laufen, bevor der Stecker endgültig gezogen schien. Dann holte ich mir noch ein schnelles Update, was den Vorsprung betrifft. 16 Runden Vorsprung und noch 3 Stunden zu laufen!!! Jetzt begann ich zu rechnen,

eigentlich nicht die schwerste Aufgabe, doch nach 21 Stunden weiß man manchmal nicht mehr, wie viel 1+1 ist. Nach einer Weile hatte ich es, der Sieg war mir nicht mehr zu nehmen.

Mit einem lauten Kikeriki schrie ich meine Freude heraus und weckte die noch schlafenden Hühner. Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ mich noch einmal kurz überlegen, ob ich die 200 Kilometer Marke knacken soll, denn die war noch im Bereich des Möglichen. Oder sollte ich lieber die restliche Zeit genießen. Ich entschied mich dann doch für die Zweite Variante.

So wanderte ich noch 3 Runden, führte nette Gespräche mit zählreichen Hühnern, die wieder auf der Strecke waren und genoss jeden Meter. Nach 23 Stunden beschloss ich dann,

dieses einmalige Erlebnis mit einem Lächeln und etwas feuchten Augen zu beenden.

Meine Uhr zeigte jetzt 192 Kilometer an, offiziell waren es 186 Kilometer, mein Tagwerk war vollbracht und meine Hühnerbrust platzte fast vor Stolz. Es war wieder so ein Moment, wo einem die Worte fehlen, weil einfach der Klos im Hals zu groß ist.

Dieser Lauf wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben, nicht nur weil ich diesen als Erster beenden durfte. Nein, weil ich jede Sekunde des Laufes gespürt habe, wieviel Herzblut und Leidenschaft Chefgockel Peter und seine freiwilligen Helfer in dieses Küken gesteckt haben. Ich wage einfach mal die Prognose, wenn Peter und seine Mannschaft sich treu bleiben, wird dieser Lauf bald Kultstatus haben und schon nach kurzer Zeit ausverkauft sein.

Also VIELEN DANK an all die verrückten Hühner, die dabei waren und diesen Lauf zu dem gemacht haben was er ist, ein Mad Chicken Run. Kikeriki!!!

 

Ergebnisse:https://mad-chicken-run.de/

 

                                                                                    Taucha, den 10.10.2020

 

 

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